Wednesday, March 7th, 2007


Mit Chinesen verhandeln ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man einige Verhaltensregeln kennt, Faktenwissen über den chinesischen Markt besitzt und gute Fachkenntnisse im eigenen Unternehmensbereich besitzt. Unter dem Motto “Mit Chinesen verhandeln” werde ich in den nächsten Wochen aus eigenen Erfahrungen Hinweise geben, wie man Verhandlungen in China plant, vorbereitet, durchführt und welche Fehler man vermeiden sollte. Der erste Teil der Reihe befasst sich mit Übersetzern.

  1. Viele Verhandlungen finden auf englisch statt. Allerdings habe ich festgestellt, dass oft nur die Entscheidungsträger auf unteren Ebenen, also jüngere Leute, so gut englisch können, dass Verhandlungen auf englisch problemlos möglich sind. Die Chefs, die am Ende die Entscheidungen fällen, sind oft Ü50 und können kein englisch. Verhandlungen beginnen auch oft von unten nach oben, d.h. bei Erstkontakten kann es sein, dass man erstmal mit jemandem aus dem mittleren Management am Tisch sitzt, der dann entscheidet, ob das Geschäft interessant ist und dann nach oben weitergibt. Erst bei den späteren Verhandlungen kommt man mit Entscheidungsträgern in Kontakt, die wenig englisch können.
  2. Man sollte sein eigenes englisch nicht überschätzen. Wer nicht oft ins Ausland reist, kann in China leicht ins schleudern kommen, wenn er plötzlich auf englisch verhandeln soll.
  3. Man sollte sich nicht nur auf einen chinesischen Übersetzer verlassen, vor allem wenn er bei Verhandlungen in China von der chinesischen Seite gestellt wird. Mir ist aufgefallen, dass Chinesische Übersetzer, die längere Zeit nicht mehr im Ausland waren, einfach nicht genug Übung haben.
  4. Wenn man einen Übersetzer testet, z.B. in einem Interview, ist eine Möglichkeit der Test mit hohen Zahlen. Man lässt einfach mal eine hohe Zahl (mehrere Milliarden) von deutsch ins chinesische übersetzen. Da das chinesische Zahlensystem etwas anders ist, geraten Übersetzer mit wenig Übung bei hohen Zahlen oft in Straucheln – allerdings habe ich das auch schon bei sonst sehr qualifizierten Übersetzern erlebt, es ist also nicht der “ultimative Test”.
  5. Wer z.B. aus finanziellen Gründen keinen professionellen Übersetzer bei Geschäftsreisen nach China mitnehmen möchte, hat auch die Möglichkeit, jemanden vor Ort zu finden. Es gibt in Peking und Shanghai sehr viele Ausländer, die fließend chinesisch sprechen, sich aber mit Jobs als Englischlehrer durchschlagen, um China-Erfahrung zu sammeln oder dem Studium die Zeit bis zum ersten Job zu überbrücken usw. Sie können ohne weiteres einen nicht-Profi finden, der Sie für wenig Geld auf Ihrer Chinareise begleitet und bei Übersetzungen zumindest prüfen kann, ob alles richtig übersetzt wird – Verhandlungen übersetzen können nur sehr wenige Nicht-Chinesen.
  6. Chinesen, die in Deutschland leben, können zwar oft exzellent übersetzen. Allerdings kommt es manchmal vor, dass sie sich unbewusst auf die chinesische Seite schlagen bzw. vermeintliche Fehler des deutschen Verhandlungsführers ausbügeln wollen, indem sie nicht korrekt übersetzen. Dies kommt auch bei Chinesen vor, die bereits seit 20 Jahren in Deutschland leben.
  7. Sinologen haben oft ein gutes Verständnis was die Chinesische Kultur angeht und exzellente Fachkenntnisse. Allerdings können viele auch bei ihrem Abschluß nicht fließend Chinesisch sprechen. Viele Sinologen gehen während des Studiums ein Jahr nach China und das genügt oft nicht, um wirklich verhandlungssicher chinesisch sprechen zu können.
  8. Wenn beide Parteien einen Übersetzer haben (vor allem wenn der eigene Übersetzer kein Chinese ist), sollte man dem Übersetzer der Gegenpartei den Vortritt lassen, dann liegt die Verantwortung bei falschen Übersetzungen nicht bei einem selbst.

Berichten zufolge soll ja Peking während er Olympiabewerbung braune Grasflächen grün angestrichen haben, um auf das Komitee, das die Stadt bewerten sollte, einen guten Eindruck zu machen.

Zugegeben, in Peking gibt es seit der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2008 Anstrengungen, das Stadtbild zu verbessern, die Luftverschmutzung zu verringern und die Bürger zu mehr Umweltbewusstsein zu bewegen.

China will also richtig grün werden. Es gibt eine Kampagne, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine gewisse Anzahl an Tagen pro Jahr mit blauem Himmel zu erreichen, es gibt Kampagnen, um das Verhalten der Pekinger auf den Ansturm der Olympiabesucher vorzubereiten, Mülltrennung wird langsam eingeführt, Kohleheizungen wurden aus der Innenstadt verbannt. Der Städtische Nahverkehr wird gefördert, U-Bahn-Linien gebaut und Grünflächen angelegt. Im Norden Pekings gibt es Bemühungen unter Führung der Beijing Linye Daxu (Pekinger Forst-Universität), die Ausbreitung der Steppe aufzuhalten und die Sandstürme, die jedes Jahr über 1500 km von der Wüste Gobi bis nach Peking kommen und jedes Frühjahr über Peking hinwegfegen, aufzuhalten.

Umweltschutz ist auch schon auf der höchsten Ebene angekommen, Wen Jiaobao forderte, dass Umweltschutz in den Überlegungen von Unternehmern eine wichtigere Rolle einnehmen müsse.

Seit meinem ersten Besuch in Peking 1999 und jetzt hat sich tatsächlich schon vieles verbessert, das Stadtbild ist freundlicher geworden und es gibt nicht mehr ganz soviel Smog wie früher.

Ein Taxifahrer erzählte mir bei meinem letzten Peking-Besuch etwas über seinen persönlichen Beitrag: Die U-Bahn-Linien seien schlecht fürs Geschäft, vor allem die zum Flughafen, trotzdem finde er es gut, etwas für die Umwelt zu tun. Auch er habe jetzt ein umweltfreundlicheres Taxi als zuvor: Mit etwas Humor zeigte er mir ein selstgemaltes Schild: “Rauchen für Fahrgäste verboten”. Er selbst hatte eine Zigarette im Mund.