September 2007


Auszug aus einer Antwort auf eine Stellenausschreibung, die ich letzte Woche Donnerstag erhalten habe:

“Unfortunatly, I can only start working on Monday. I first have to tell my boss, that I have found a better job”.

Ich mag ja kurzentschlossene, aber ich stelle mir gerade vor, dass ich die Frau einstelle und sie bei mir auch so kurzfristig kündigt. Einen Bekannten von mir hat es noch schlimmer erwischt: Ein Programmierer kam einfach nicht zur Arbeit und sagte nach einer Woche Bescheid, dass er einen anderen Job gefunden hatte.

Dieses “Job-hopping” ist in China ziemlich üblich, man muss sich vor allem als kleines Unternehmen einiges einfallen lassen, um gute Leute zu halten (in meinem Fall erstmal, um gute Leute zu bekommen).

Ich bin froh, dass in China jetzt die Feiertage anstehen, da kann ich in aller Ruhe jetzt wieder anstehende updates machen. Ein typo3-update steht auch noch aus.

Unternehmer, die nach China gehen und denken, sie könnten nur mit Schmiergeld weiterkommen, nerven. Ich habe heute den absoluten Prototypen eines Unternehmers kennengelernt, dem ich eigentlich nur raten kann, China so schnell wie möglich zu verlassen. Es war sein erster Chinabesuch und er ist (so drückte er sich aus) “auf wirklich alles vorbereitet”. Beraten lassen hat er sich vorher nicht – selbst ist der Mann und er hat deshalb lieber direkten Kontakt mit chinesischen Geschäftspartnern aufgenommen (vielleicht ist ja auch ein “gewisser Mister Wang” dabei 🙂

Wenn ich als Deutscher mit einer Firma in China verhandle ist der Tenor: “You are German – I can trust you”. Als Deutscher hat man immer noch einen sehr guten Ruf und wird automatisch mit Tugenden wie Zuverlässigkeit, Fleiß und technische Kompetenz in Verbindung gebracht – das bringt auf jeden Fall auch Vorteile, wenn man etwas teurer ist.

Wenn das so weiter geht heißt es in ein paar Jahren wohl eher “You are German? How much do you pay?”

Ist doch klar wenn ein chinesischer Geschäftsmann, “Berater”, Zollbeamter oder auch Politiker von dem deutschen Unternehmen X irgendwelche Zuwendungen bekommt (können auch teure Geschenke oder beim Zoll ein Anteil der Ladung sein), dass er es auch von anderen deutschen Unternehmen erwartet.

Ich kann zwar irgendwie verstehen, dass inkompetente Manager in China glauben, sich mit Zuwendungen (das wird dann meistens wohl über einen chinesische “Berater” abgewickelt, auf den dann die Verantwortung abgeschoben wird) das Leben erleichtern zu können, langfristig ist die Strategie extrem dumm, da man sich korrupte Beamte und Geschäftspartner quasi heranzuchtet und im Prinzip erpressbar wird.

Natürlich hat ein solches extrem egoistisches Verhalten auch Auswirkungen auf andere ausländische Firmen, die es mit denselben Beamten und Geschäftspartnern zu tun bekommen.

Heute ist Mondfest in China. Ein Anlass für mich, heute keinen Termin bei einer chinesischen Firma zu vereinbaren. Mondkuchen (chin. ??/??, yuèb?ng) schmecken mir nämlich überhaupt nicht und die bekommt man heute andauernd angeboten. Meine Buchhalterin mag zum Glück auch keine Mondkuchen, d.h. ich bleibe dieses Jahr hoffentlich davon verschont.

Er will dort die Sicherheitsstandards persönlich überprüfen, damit er auch persönlich für die Sicherheit der Produkte garantieren kann. Meiner Meinung nach nicht mehr als ein PR-Gag, die westlichen Hersteller sollten sich lieber mal darum bemühen, weniger auf den Preis zu drücken und eine effektive Qualitätskontrolle aufzubauen. Es ist doch klar, dass ein chinesischer Produzent, der andauernd unter Konkurrenz- und Preisdruck seiner Abnehmer steht, versucht, zu billiger (und damit meist schlechtere Qualität) zu produzieren.
Ein Deal muss für beide Seiten fair sein, für den chinesischen Lieferanten zumindest so fair, dass er es sich leisten kann, Qualitätsstandards einzuhalten.

China wird jetzt im Prinzip die Schuld für die mangelnde Qualitätskontrolle der westlichen Firmen in die Schuhe geschoben.

Wobei – ich finde es sehr manchmal sehr merkwürdig, dass chinesische Vertreter vor allem die Sicherheit der Güter betonen, die für den Export bestimmt sind, da in China oft für Exportgüter und die Güter für den Verkauf im Inland unterschiedliche Standards gelten.

Wenn ich eine Bewerbung für eine Stelle als Webdeveloper in Peking mal kurz zusammenfasse, sieht es so aus:

  • er sei technisch qualifiziert
  • habe einen Vollzeitjob aber sein Chef gebe ihm nicht genug zu tun – deshalb könne er auch noch Teilzeit für uns arbeiten
  • Arbeit sei also entweder von daheim oder von seinem Büro möglich
  • und natürlich bitte nicht seinem Chef bescheid sagen

Es ist doch überraschend, wie klein die Welt derjenigen ist, die mit China zu tun haben und wie man sich wiedertrifft.

Neulich bekam ich wieder mal einen Anruf eines deutschen Händlers. Ein nettes Gespräch, er wollte Produkte in China einkaufen und von uns ein paar Adressen von Lieferanten. Als ihm klar wurde, dass ich mir die Adressen nicht mal kurz aus dem Ärmel schütteln kann und das ganze Geld kostet, wollte er lieber selbst in die Hand nehmen. Ist ja klar, dass ich nicht gegen eine Provision nur im Erfolgsfall arbeiten kann.

Gestern hat mir ein Bekannter erzählt, dass derselbe Händler (der Name klang zumindest ähnlich) auch bei ihm angerufen hat – allerdings ging es diesesmal um eine Recherche, ob eine gewisse Firma, an die er einen Vorschuß gezahlt hatte, auch wirklich existiere. In dem Fall hat der Händler allerdings Glück gehabt. Die Firma hatte ihren Sitz in Peking und sie gab es tatsächlich. Die Nachforschungen ergaben, dass die Probleme (nur eine kurze Lieferverzögerung) nicht vorgetäuscht waren.

Trotzdem fand ich es bemerkenswert, dass der Händler die erste Lieferung zu 100% im Vorraus bezahlt hatte.

Gestern habe ich genau zwei Fehler gemacht. Ich bin in ein Taxi gestiegen und ich bin im Taxi sitzen geblieben. Die Fahrt von Wudaokou zum World-Trade Center hat zwei Stunden gedauert – mit der U-Bahn sind es ca. 40 Minuten. Es war aber wieder eine gute Gelegenheit, den Egoismus, der auf den Straßen herrscht, zu beobachten.

Kreuzung freimachen bei roter Ampel? Keine Spur davon, lieber blockiert man für ein paar gewonnene Meter auch den Verkehr, der dann von links und rechts kommt.
Fußgänger warten auch nicht auf Grün sondern auf die beste Gelegenheit, die Straße zu überqueren.

Ich finde, es ist ein Wunder, dass am Bahnübergang an der Wudaokou Subway Station (der übrigens von Hand betrieben wird) noch nichts passiert ist.

Man sollte sich vor billigen Schnäppchen aus China hüten – vor allem wenn das Schnäppchen, in dem Fall eine Kamera nur 1/3 des normalen Kaufpreises kostet. Und was ich immer wieder betone – eine gut aufgemachte Webseite und ein “professioneller” Kundenservice per Email (oder wie in diesem Fall Skype) ist kein Beweis für Seriosität – höchstens für Professionalität – und Betrüger gehen inzwischen sehr professionell vor.

Ein Bekannter kam mit einem leider sehr gängigen Problem zu mir. Sein Geschäftspartner hat in China online eine Kamera bestellt – klar, bei einem Schnäppchen (400 Euro anstatt 1200 Euro) muss man zuschlagen. Der Kontakt war schnell hergestellt, die Webseite sah seriös aus, der Händler hatte auf seiner Webseite eine Addresse im World-Trade Center in Peking angegeben – renommierter gehts kaum. Die “Beratung” auf Skype war sehr seriös – und die 400 Euro sehr schnell nach China überwiesen.

Dann kam die Nachricht, die Kamera sei in China beim Zoll, man müsste noch einmal 200 Euro Steuern zahlen, auf das gleiche Konto. Leider könne man keine Bestätigung senden, dass das Paket abgeschickt sei. Tracking Number? Die sei vom Zoll für ungültig erklärt worden.
Einen Freund vorbeischicken? Kein Problem, den würde man abholen und dann zur Firma bringen – nach Treffpunkt oder Telefonnummer wurde gar nicht mehr gefragt.

Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass die Firma nicht existiert, die Webseite hat inzwischen keine Adresse mehr angegeben. Das Geld kann sich der Schnäppchenjäger wohl abschminken.

Nur weil sie in China sind werfen ausländische (und deutsche) Tochterunternehmen in China alles über Bord, was im Land ihres Mutterkonzerns an gesetzlichen Richtlinien für Email-Marketing gilt. Heute der neueste sehr interessante nicht bestellte Newsletter eines großen deutschen Reiseanbieters, www.***cn.

Hier mal die Top-3 der nervigsten Sachen

  • Klar ganz oben auf der Liste: Man gibt seine Visitenkarten bei networking Events gerne weiter – nach jedem Event ist man aber in mindestens einen neuen Email-Verteiler für nicht bestellte Newsletter eingetragen – wenn es schlimm kommt, werden es Werbe-SMS.
  • Irgendjemand schreibt eine Rundmail und kennt den Unterschied zwischen “CC” und “BCC” nicht – kurze Zeit später ist man ebenfalls in irgendwelchen Email-Verteilern von anderen Empfängern gelandet
  • “Pressemitteilungen” von Hinz und Kunz, am besten noch mit Anhängen, die mehrere Megabyte groß sind

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