Ich habe vor kurzem in einer Statistik gelesen, dass über 30% der Chefs das Internet nutzen, um Informationen über Bewerber zu recherchieren.

Ich bin ja im Moment auf der Suche nach einem weiteren Programmierer für die Pekinger Firma. Ich könnte einen chinesischen Programmierer einstellen, einen Ausländer, der bereits in Peking lebt – in beiden Fällen ist ein persönliches Interview problemlos möglich – oder einen Programmierer der noch nicht in China ist.

Eine Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch kommt im letzteren Falle erstmal nicht in Frage, zuerst schaue ich mir den Lebenslauf an, danach als zweiter Schritt ein Interview, entweder per Telefon oder wie im heutigen Fall skype.

Problem, wenn der Bewerber noch nicht in China ist

Stelle ich jemanden ein, der noch nie in China war habe ich erstmal ein doppeltes Problem. Erstmal weiß ich nicht, ob der zukünftige Angestellte sich in Peking zurechtfindet. Zweitens ist eine Einstellung ohne persönliches Interview (ich bin bei meinem ersten Job in Peking auch ohne vorheriges persönliches Interview eingestellt worden, dieses Vorgehen ist vor allem bei kleineren Firmen gar nicht so unüblich – aber man sollte das natürlich vermeiden) irgendwie ein Schuss ins Blaue.

Informationen über Bewerber im Internet recherchieren

Zum Glück verschafft das Internet ein bisschen Abhilfe. Vor allem im IT-Bereich hat fast jeder schon irgendwelche Spuren in Foren, Blogs, Gästebuchern, Social networking communities wie xing, linkedin, facebook, studiVZ usw. hinterlassen und natürlich recherchiere ich bei jedem Bewerber, ob ich Informationen im Internet über ihn finde.

Heute hatte ich ein Interview per skype, der Bewerber teilte mir etwas mit wobei ich spaßeshalber bemerkte, das wüsste ich schon aus seinem Profil bei xing.com. Außerdem fragte ich ihn, warum sich eine Angabe in seinem xing und seinem linkedin-Profil widersprächen. Er fragte dann (eher spaßeshalber) ob ich im Internet über ihn “spioniert” hätte.

Einerseits zeigt der Fall mal wieder, dass in der vermehrten Benutzung von social networking sites auch eine Gefahr liegt. Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass alles was man an Einträgen auf Webseiten hinterlässt erhalten bleiben kann, entweder in Forenbeiträgen, die man später vielleicht bereut, in schlechten Profilen bei xing oder bei Aktivitäten in Netzwerken wie facebook oder studiVZ.

Es gibt auch Services, die den Verlauf einer Webseite protokollieren (z.B. der google-cache oder archive.org, deren “waybackmachine” anzeigt, wie eine Webseite zu einem frühren Zeitpunkt ausgesehen hat). Auch ich habe mich jahrelang über einen Eintrag geärgert, den ich vor 7! Jahren im Gästebuch meiner Lieblingskneipe (zu Schülerzeiten) hinterlassen habe.

Andererseits finde ich, sollte man die Möglichkeiten des Internets und von solchen social networking Webseiten nutzen um Kontakte zu knüpfen, allerdings bewusst entscheiden, welche Informationen man hinterlässt.

Im Folgenden ein paar Tipps für beide Seiten:

Für Bewerber

  1. Schreibt man etwas in ein Forum, einen Blog als Kommentar oder ein Gästebuch, im Prinzip überall, wo ein anderer Nutzer antworten kann, muss man auch mit negativen Reaktionen rechnen sollte dann aber in den folgenden Diskussionen nicht ausfällig werden und nichts schreiben, dass ein Chef dann später bei der Jobsuche negativ auslegen könnte.
  2. Wen möglich nie mit seinem richtigen Namen irgendwo posten, wo es peinlich sein könnte oder zu privat wird. In Fachforen (z.B. in Foren über Open Source Programme) kann es aber sogar vorteilhaft sein, wenn man unter seinem richtigen Namen postet und dann auch gefunden wird.
  3. Nicht immer den gleichen Nickname in verschiedenen Foren verwenden. Wenn ich z.B. einen seltenen Nickname von jemandem in google eingeben kann es gut sein, dass ich noch andere Foreneinträge mit dem Nick finde – irgendwo findet sich dann vielleicht doch der Realname.
  4. Selbst wer glaubt, sein Name tauche nicht mehr auf bestimmten Seiten auf – oft finden sich noch Informationen im google-Cache oder der Waybackmachine auf archive.org. D.h. selbst wenn z.B. ein Forenbetreiber auf meine Bitte hin einen Bestimmten Beitrag löscht kann der Beitrag eventuell noch Monate später über den google-Cache gelesen werden.
  5. Einträge in social networking websites sollte man entweder pflegen und auf dem neuesten Stand halten oder sein Profil löschen, wenn man sie nicht mehr updaten möchte.

Für Chefs:

  1. In Suchmaschinen kann man viele Informationen über Bewerber finden. Man sollte aber nicht nur einfach den Namen suchen sondern z.B. “Vornamen Nachname”, “Nachname, Vorname”, jeweils in Anführungszeichen.
  2. Bei häufigen Namen eventuell noch den Ortsnamen dazu, den Namen der Universität oder des Vereins, der Straße und anderer markanter Informationen, die der Bewerber angegeben hat.
  3. Bei chinesischen Bewerbern kann man die Suchmaschinen www.baidu.com oder www.google.cn oder z.B. die chinesische Version von yahoo verwenden.
  4. Informationen über Bewerber findet man nicht nur über Suchmaschinen sondern auch auf speziellen Blogsuchmaschinen und vor allem in Social Networking Webseiten wie facebook, xing, linkedin, studiVZ, Ecademy …