Beginnen wir heute mal mit dem alltäglichen Wahnsinn, 2 Tage vor Olympia, irgendwo in Beijing. Vor dem Haus der Firma, für die ich arbeite, gibt es einen grossen Parkplatz. Dieser ist umgeben von einer hohen Hecke. Eintritt zu diesem Platz hat man entweder über die offizielle Einfahrt neben dem Haupteingang zum Gebäude, oder durch ein kleines, vergittertes Gartentor. Das Gartentor, welches nur Radlern und Fussgängern Durchgang erlaubt, führt direkt auf den Haupteingang zu. Dieses wurde nun neulich, nach einer Vorankündigung des Hausmanagement, für die Zeit der olympischen Spiele bis zum 30.09.2008 verschlossen. Begründung wie immer: Zur Gewährleistung der allgemeinen Sicherheit. Was damit genau gemeint ist, sagt einem keiner. Der einzige vorstellbare Grund ist jedoch, dass man nun durch die offizielle Einfahrt gehen muss, und so zwangsläufig von den Wächtern gesehen wird. Ob diesen jedoch dadurch Unbefugten den Zutritt verweigern, halte ich für fast unmöglich, denn unsere Wächter zeichnen sich durch eine beeindruckende Lethargie und Interessenlosigkeit aus. Aber gegebenenfalls sind ja noch Kameras aufgestellt. Die Krönung des Sicherheitswahns war aber heute die Tatsache, dass auch die Nebenausgänge des Gebäudes verschlossen wurden. Um es anders zu formulieren: Die Jungs haben die Notausgänge dicht gemacht. Da es sich um von innen nicht verschließbare Türen handelt, da es ja Notausgänge sind, hat das Management kurzerhand mit Fahrrad- und Vorhängeschlössern die Dinger verschlossen. Will heißen, im Notfall, sagen wir mal Brand, gibt es nur noch die elektronisch gesteuerte Glastür zum verlassen des Gebäudes. Da fällt mir nur noch der alte Spruch ein: Mitgedacht und Spass gehabt.

Aber es gibt auch noch gute Nachrichten. Gestern startete eine neue Phase des Ticketverkaufes. Während in den Vortagen schon Telefonnummern gehandelt wurden, auf denen Volleyballtickets für 150 US Dollar verkauft wurden (Eröffnungsfeier angeblich das 40 fache), gibt es nun wieder offiziell Karten zu kaufen, zu den regulären Preis ab 5 US-Dollar. Interessant ist jedoch, dass diese immer wieder an andere Nationen verkauft werden. Während am Tag 1 bei Cosport sich der Verkauf explizit an fast alle Nationen richtete (allerdings nicht an Chinesen), durften jetzt am Tag 2 nur noch Bulgaren, Österreicher, Australier, Kanadier, US-Amerikaner sowie Bewohner der Slowakei Karten erweben. Umgeht man diese Vorgaben jedoch, darf man bei der Bestellung von Karten auch andere Nationen angeben. Lediglich die Schweizer haben Pech, diese sind im Auswahlformular vergessen worden, oder jemand rächt sich für die Schwarzgeldkonten. Auf jeden Fall konnte der Schweizer Kollege nicht bestellen – und so sprang ich mit der Kreditkarte ein. Am Ende des Raubzuges hatte das gesamte Büro 5 Leichtathletikarten, 6 x Handball, 8 x Hockey, 2 x Schwimmen und 2 x Volleyball ergattert. Die Spiele können also beginnen.

Liebe Grüße Leo