Oft regt man sich ja auf, dass das eigene Leben zu wenig Abwechslung bietet. Routine hat die Überhand genommen, oder noch besser, jeder Tag ist der gleiche. Wie im Film “und täglich grüßtt das Murmeltier”. Aber so geht es mir auch oft, wenigstens auf meinem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad.

So passiere ich täglich die erste Bushaltestelle. An der Bushaltestelle arbeitet Fr. Ma. Ich kenne ihren Namen nicht, aber nun nenne ich sie so. Fr. Ma ist, zusammen mit 2 anderen Frauen, Bushaltestellenwärterin. D.h., sie fragen jeden Passagier, wohin er mit welchem Bus fahren will. Wenn dann ein Bus ankommt, so wird dieser entweder mit roten Fahnen herangewunken, oder ihm wird angedeutet, gleich weiter zu fahren. Weiterhin ist Fr. Ma noch für die Sauberkeit der Bushaltestelle zuständig, so dass sie regelmäßig die Wartegitter mit einem Lappen abwischt. Fr. Ma kennt mich in der Zwischenzeit und grüßt freundlich. Heute hat sie mich sogar durch Regenjacke und Hose hin erkannt. Interessant ist, dass es bei der nächsten Bushaltestelle, ca. 500 Meter weiter, keine Bushaltestellenwärter gibt.

Ca. 1 Kilometer weiter biegt eine Nebenstrasse in den 4ten Ring ein. Wenn ich pünktlich zum Chinesischunterricht um 7 Uhr erscheine, passiere ich diese Stelle gegen 6.39 Uhr. Dort biegt dann meistens Hr. Dan ein, ein Dreiradfahrer mit Transport von Unmengen an Eiern, welche er in Plastikboxen transportiert. Ich wundere mich immer wieder, wo er die alle herholt, aber wahrscheinlich halten in Beijing mehr Leute Hühner als man glaubt. Sollte ich mal nicht zum Unterricht kommen und ca. 1 Stunde später diese Stelle passieren, treffe ich oft Hr. Baou. Dieser transportier Brot in eine Bäckerei, und sein Dreirad ist bereits motorisiert. Pünktlich ist er aber auch immer. Kurz darauf passiere ich die nächste Bushaltestelle, wo jeden Tag die gleichen Bushaltestellenwärter stehen. Nach einem Linksabbieger in die Liangmaqiolu trifft man meist auf Hr. Xi, dieser ist Toilettenwärter auf der öffentlichen Toilette. Meistens sitzt er dort zusammen mit einem Polizisten und guckt auf die Strasse. Seit Olympia haben seine Besucherzahlen sicher abgenommen, vor allem morgens gegen 7 Uhr. Nach kurzer Weiterfahrt erscheint mein Lieblingsstraßenshop, welcher leider vor Olympia geschlossen wurde. Nirgendwo gab es so gutes Fladenbrot mit Spiegeleifüllung. Den chin. Namen habe ich nie gelernt. Kurz darauf bin ich dann an meiner Sprachschule angekommen, und spätestens hier hört die Routine auf – neue Schriftzeichen und Wörter dröhnen hier immer auf mich ein.

Leo.