October 2008


Nach einem fast 4-stündigen Flug von Hainan nach Peking, kamen wir spät abends dann wieder an. Und dann das …!

Ich meine, ich habe ja schon einige dreiste Chinesen erlebt, die einen als Ausländer einfach übers Ohr hauen möchten, aber das war wirklich die Krönung. Ich könnte mich jetzt noch aufregen, wenn ich nur daran denke. Echt frech!!! 

Leo und ich wollten einfach nur ein Taxi und nach Hause. Gut, die Schlange, die vor uns auch auf ein Taxi wartete, war lang, aber es ging trotzdem zügig vorwärts. Was passierte? Natürlich, dass was einem Ausländer so häufig in China geschieht, man wird von „Schwarztaxifahrern“ angesprochen, die einen fahren möchten. Nachdem wir den Preis von 200 Kuai gehört hatten, für eine Strecke, die mit dem normalen Taxi normalerweise um die 60 bis 70 Kuai kostet, lehnten wir selbstverständlich ab und gaben dem Typen noch auf Chinesisch zu verstehen, dass er wohl nicht ganz richtig im Kopf ist. O.K. Soweit so gut. Was soll ich sagen, 2 Minuten später war wieder einer da, der uns ebenfalls für 200 Kuai fahren wollte. Irgendwie hab ich die Taktik, die die Jungs dort verfolgt haben nicht ganz verstanden. Entweder wir sahen wie die geboren Touristen aus (gut, wir hatten Rucksäcke auf), denen nur oft genug der total überhöhte Preis von verschieden Leuten gesagt werden muss, damit wir einwilligen, oder man hielt uns wirklich für komplett bescheuert. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hörte dieser Typ echt nicht mehr auf, auf uns einzureden. Selbst als wir ihm zu verstehen gaben, dass wir momentan in Peking wohnen und durchaus die regulären Taxipreise hier kennen, lachte dieser nur und fing dann auch noch an sich mit einen anderen Freund über uns lustig zu machen, so als ob unsere Preisvorstellung so was von absurd wäre. So ein Spinner!!! 

Ich weiß nicht, vielleicht hätte ich mich als „normaler“ Tourist durch die Masche dieses blöden Typen wirklich verunsichern lassen. Keine Ahnung. Fakt ist, dass wir als einziges Ausländerpärchen in dieser Schlange standen, und auch nur wir gefragt wurden.

Freitag ging es dann weiter auf Hainan, genau genommen nach Sanya. Hier hatten wir mit dem Wetter leider nicht so viel Glück wie zuvor. Klar es war warm, aber bei unserer Ankunft hat es erstmal in Strömen geregnet. Die nächsten Tage waren dann eher bewölkt, nur am letzten Tag kam die Sonne schön raus. Spätestens jetzt konnten wir erkennen, dass es sich bei Hainan, doch um eine schöne kleine Insel handelt. Mit dem Urwald im Rücken und dem glitzernden Meer vor uns haben wir den letzten Tag am Strand noch mal so richtig schön genossen. Einfach herrlich!!!

Da Leo und ich auf Hainan eher relaxt haben, kann ich bis auf zwei Sachen, die mir besonders aufgefallen sind, nichts Spektakuläres berichten.
Zum einen die Taxifahrer, die sich oft gesträubt haben ihre Taxometer anzumachen und lieber über den Fahrpreis verhandeln wollten, und dabei manchmal echt dreiste Preise verlangten. Zum anderen die Motorräder am Sanya Bay, die einen für 1 Kuai am Strand entlang fahren wollten. Das war vielleicht nervig! Wir wollten einfach nur gemütlich einen Strandspaziergang machen und wurden wirklich alle paar Minuten mit lauten Knattergeräuschen gefragt, ob wir nicht lieber fahren möchten. Selbst als wir uns auf einer kleinen Düne niedergelassen hatten, konnten uns die Motorradfahrer nicht in Ruhe lassen. Sie konnten und wollten einfach nicht verstehen, dass wir gerne am Strand entlang laufen und einfach nur unsere Ruhe haben wollen.

 Unsere nervigen Motorradfreunde!

Oh man, Yangshuo ist echt genial. Wir wohnen gerade in einem kleinen süßen Hotel namens „Sweet Hotel“ (übrigens sehr empfehlenswert; sauber, eigener Computer mit Internetzugang, man kann seine Wäsche waschen lassen und ganz wichtig in Yangshuo: Man kann ruhig schlafen). Dieses liegt sehr zentral, nicht weit von der bekannten „West Street“ entfernt.

Die Landschaft um den Yulong River und dem Jinbao River ist echt ein Traum. Karstberge und Reisfelder soweit das Auge reicht, kleine süße Dörfer, Bambusboote und Wasserbüffel. Leo und ich haben alles mit dem Fahrrad erkundschaftet. Super schweißtreibend, aber schön. Neben einem schmerzenden Hintern und einer wirklich romantischen Bambusflohsfahrt sollten wir sogar in einem kleinen Dorf Wegezoll zahlen. Echt der Hammer! Nachdem wir uns versichert haben, dass es sich bei diesem Weg auch um den richtigen handelt, zahlten wir halt. Das Geld dient angeblich zur Erhaltung des Dorfes. O.K. Als wir dann aber durch das Dorf fuhren, erklärte uns ein Bauer nach nochmaligen Fragen nach dem Weg, das diese eingeschlagene Richtung völlig falsch ist, um an unser Ziel zu kommen. Wir mußten umdrehen und wieder zurück fahren. Unser Geld haben wir natürlich nicht zurückbekommen.  

Ja, ja ich weiß schon … that’s china!!! Selbst wenn es sich nur um ein kleines Dorf irgendwo in der Umgebung von Yangshuo handelt.

Karstberge von YangshuoWasserbüffelYulong RiverSonnenuntergangDer Wegezoll

Am darauf folgenden Dienstag (30.09.08) ging es dann früh von Guilin per Boot nach Yangshuo. Während der 4-stündigen Fahrt hatten wir und natürlich auch viele andere Chinesen die Gelegenheit die schöne Landschaft zu genießen. Obwohl, am Anfang kam ich gar nicht richtig zum Genießen. Ich war meist nur damit beschäftigt mich mit unterschiedlichen Familien und deren Angehörige oder Freunde (und das können wirklich sehr viele sein) fotografieren zu lassen und zu unterhalten. Klar das ist zuweilen auch ganz nett (die Chinesen sind wirklich sehr interessiert was Ausländer angeht), aber die unterschiedlichen chinesischen Dialekte machen ein Verständnis echt schwer. Leo und ich mußten letztendlich feststellen, dass die Kinder sich am meisten Mühe gegeben haben mit uns zu reden. Sie haben nicht nur Hochchinesisch, sondern auch langsam und deutlich gesprochen. Manchmal haben sie auch versucht mit uns Englisch zu sprechen, was sie momentan in der Schule lernen. Danach waren sie und auch ihre Eltern immer ganz stolz, wenn wir sie verstanden und ihnen geantwortet haben.

Der Elephanten Hügel in Guilin

Li-Flußfahrt mitten durch die wunderschöne Karstlandschaft.

Wie wurde unser Essen überhaupt zubereitet? Hier die Anwort.

Auch wenn laut offizieller Statistik in China es keine Armen gibt – hier in Guilin sieht man sie verstaerkt. Waehrend in letzter Zeit in Beijing ja fast alle Bettler oder kleine Kinder, die etwas verkauft haben, verschwunden sind, so ist dies in Guilin nicht geschehen.

Holly und ich sind uns immer unsicher, wie wir uns verhalten sollen. Helfe ich nun mit einer Spende, oder sorge ich nur dafuer, dass sich der Bettler mit dieser Situation zufrieden gibt? Und was wuerden die Kinder machen, wenn sie nicht versuchen wuerden, an Touristen Blumen oder anderes Zeug zu verkaufen – wuerden sie stattdessen zur Schule gehen, oder nur Rumsitzen? Es gibt doch das Beispiel aus einer Stadt in Indien oder Pakistan – dort werden 80% aller Fussbaelle weltweit hergestellt. Als die renommierten Hersteller eine Initiative ergriffen, dass nur noch ueber 14 jaehrige bei ihnen arbeiten duerfen, und diese eine Schulausbildung machen muessen, hatte dies auf die Gesundheit der anderen Kinder keinen Einfluss. Diese arbeiteten von nun an in Bergwerken….

Sicher, als erstes muss der Staat bei solchen Sachen eingreifen – oder bei noch grausameren Dingen. Es ist zwar nur eine Geschichte, ich weiss nicht, ob es wahr ist, aber vorstellbar ist es. Man sieht in den Strassen oefters entstellte Bettler, deren Beine in vers. Richtungen gewachsen sind, deren Koerper verdreht sind. Sind das Missbildungen, Unfaelle? Eine Kollegin erzaehlte mir, dass es in China eine Mafia gibt, welche Kinder entfuehrt, die keiner vermissen wird. Diese werden, noch als kleine Kinder, entstellt, die Beine gebrochen, oder sonstiges grausames angetan – mit dem Ziel, dass diese zu bemitleidenen Menschen mehr Geld beim Betteln einsammeln als andere. Was natuerlich nur zu einem Bruchteil an sie selbst geht. Doch wenn es wahr waere – wen unterstuetzt man dann mit einer Spende? Aber wenn man nichts gibt, sich also das “Geschaeftsmodell” nicht mehr lohnt – was wird dann wohl mit diesen Menschen gemacht werden? Seit im ZDF mal ein Bericht kam, in dem es um Zwangsentfuehrung von Frauen geht, welche
dann in entlegenen Provinzen fuer 500 Euro an Bauern verkauft werden, welche selber keine Frauen finden – seit dem glaube ich leider, dass sehr viel negatives hier auch geschieht. Und ob der Wille zur Bekaempfung da ist – ich weiss es nicht. Die Abteilung zur Bekaempfung der Zwangsverheiratung bestand aus einem Oberkommissar – wie gross wird dann wohl die Abteilung sein, sich um misshandelte Kinder zu kuemmern, die eh nicht gesucht werden?

Leo.

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