Chinesische Kultur


Als Europäer sind wir in China ja leicht zu erkennen. Wer dann noch wie wir eine kleine Tasche und Foto in der Hand hat, ist dauernd das Ziel von Verkäufern, schwarzen Taxen, Bettlern sowie sonstigen Dienstleistern. Eine Gruppe davon sind die Schuhputzer.

Auch wenn meine Sportschuhe nicht sonderlich dreckig waren, und außerdem nicht aus Leder bestehen, am U Bahn Ausgang der „Ren Min Lu“ sprangen 2 Schuhputzer auf mich zu. Ich hatte keine Lust und ging schneller, allerdings die beiden auch. Einer spritze mir im Laufen Schuhcreme auf den Schuh. Holly sah dies und dachte, mein Schuh sei dreckig. Sie rief es mir zu, daraufhin verlangsamte ich meinen Lauf und sah auf meinen Schuh…zu spät. Da waren sie schon da und wienerten an den Schuhen rum. Zwar nur auf der Schuhspitze und nur für 1 Minute, aber dafür wollten sie 20 RMB. Auch wenn das nicht viel Geld ist, ich war sehr sauer, weil das in Deutschland schon unter Nötigung gefallen wäre. Wir einigten uns auf 10 RMB, was immer noch viel zu viel ist, und in Zukunft werde ich noch schneller laufen.

Übrigens fuhren wir am nächsten Tag im kleinen Städtchen Zhujiazhou Boot in einem kleinen Kanal. Am Kanalrand rief uns eine Schuhputzerin zu, dass sie aufsteigen wollte, um uns die Schuhe zu putzen. Nur eindeutige Signale an unseren Kapitän, das Land nicht anzusteuern, konnten ein erneutes Schuhputzen verhindern.

Ich kann die Leute ja verstehen, wenn jeder versucht, etwas Geld zu verdienen. Aber das ich mir nicht jeden Tag mit dem falschen Putzmittel meine Schuhe wienern lassen will, sollte denen auch einleuchten.

Leo.

Ich hatte gestern in Seoul ein Meeting. Heute kommt ein positiv klingendes Feedback: “My partner was very impressed by your presentation”.

Ich habe das mal so aufgefasst, dass ich gestern nur einen der beiden überzeugt habe und stelle mich mal auf eine Absage ein.

Hier tritt wieder ein wichtiges Phänomen zutage, dass ich mir schon in China, noch extremer aber in Korea immer wieder in Erinnerung rufen muss: indirekte Kommunikation bzw. die Notwendigkeit die tiefere Bedeutung hinter einem Satz zu entdecken.
Das war in China schon anstrengend, ist in Korea aber noch viel extremer und auch zeitaufwändiger.

Es fällt mir z.B. immer wieder auf, dass ich für Emails auf chinesisch bzw. an chinesische Geschäftspartner und Freunde noch mehr Zeit benötige als normal. Der Grund ist nicht nur die Sprache sondern einfach die Tatsache, dass ich viel vorsichtiger mit Formulierungen bin und entsprechend länger nachdenke, vor allem wenn ich Kritik übe oder eine Anfrage negativ beantworte.

Auch für die Vorbereitung von Meetings habe ich in China bei chinesischen Kunden viel länger gebraucht als bei westlichen.

Koreaner sind oft noch viel konservativer als ich es von China gewöhnt bin dementsprechend ist die Kommunikation in Korea meiner Meinung nach noch schwieriger als in China.

Vor allem wenn man noch nicht so lange im Land ist muss man sich viel mehr Gedanken machen und auch einfache Verhaltensweisen in Erinnerung rufen. Das sind teilweise nur Kleinigkeiten (z.B. sich Verbeugen, beim Anstoßen das Glas niedriger halten als der ältere oder ranghöhere Gegenüber oder sich selbst nicht einschenken sondern immer dem anderen, der dann mein Glas füllt), die im täglichen Umgang trotzdem wichtig sind.

Bei den bisherigen Treffen in Korea hat sich wieder einmal bestätigt dass das einzelne Wort hier viel mehr auf die Goldwaage gelegt wird und man sich mehr darauf konzentrieren muss, herauszufinden, was hinter einer Bemerkung steckt. Vor allem muss man sich überlegen, was der Gesprächspartner eventuell hinter einer eigenen scheinbar harmlosen Bemerkung vermuten könnte.

Ich bin also mal gespannt, ob meine Einschätzung der Anfangs genannten Formulierung zutrifft.

Chinesisches Neujar in Peking – 2. Teil.

Am Ende des Videos sieht man teilweise (wir sind etwas zu spät gekommen) die Nachstellung einer Zeremonie, die während der Kaiserzeit jedes Jahr durchgeführt wurde. Der Kaiser betete zum Himmel um eine gute Ernte im neuen Jahr.

So hat Peking das Chinesische Neujhar 2008 gefeiert. Das Video habe ich am Drumtower aufgenommen, wohl der beste Platz um in der Neujahrsnacht das Feuerwerk zu genießen.

Es gab (natürlich) keine offizielle Bestätigung, weshalb youtube.com in China vor 2 Wochen in China geblockt wurde

Es gab Spekulationen, dies hinge mit dem 17. Parteitag der Kommunistischen Partei zusammen, der in China alle 5 Jahre abgehalten wird und ein wichtiges Event in China darstellt. Dieser Parteitag wurde vor kurzem beendet.

Oder war die Tatsache, dass youtube eine chinesische Version gestartet hat., der Grund für die Blockierung? Youtbube Taiwan ist ebenfalls wieder erreichbar.

Während die chinesische Zensurbehörde anscheinend wieder Gefallen an youtube gefunden hat, wurde der Blogger-Service blogspot.com wieder zensiert.

Wikipedia ist seit längerer Zeit gesperrt, meistens wird nur die IP-Adresse blockiert, die Inhalte über China allerdings zusätzlich über einen Wortfilter, so dass sie auch nicht über Proxyserver erreichbar sind.

Die chinesische Regierung verhindert bereits seit langem den Zugang zu Seiten, deren Inhalte es als schädlich einstuft, seien es politisch sensible Inhalte wie die Unabhängigkeit Taiwans oder Tibet, Seiten von religiösen Kulten oder pornographische Inhalte.

Unter Männern im Lawblog

Bei diesem Post im Lawblog musste ich mich doch glatt an die einzige Telefonnummer in China erinnern, an die ich mich jemals erinnern konnte.

Sie enthielt als Endung 5169. Die korrekte Aussprache ist wu yao liu jiu (????). Wenn man es (absichtlich ) falsch ausspricht heißt es “Wo yao liu jiu” (????), was übersetzt heißt: “Ich möchte 69“.

In einem Gespräch hat sich ein Chinese einen Scherz erlaubt (in Anwesenheit einer chinesischen Bekannten) und die Telefonnummer absichtlich falsch ausgesprochen. Ich habe die Anspielung sofort kapiert, die chinesische Bekannte erst nach einer Weile.

Das heißt dann wohl, dass mein Chinesisch schon besonders gut ist – oder mein Hörverständnis noch schlecht

In vielen Business-Knigges über China steht, man müsse trinkfest sein und dürfe aus Höflichkeit nicht ablehnen, wenn man von chinesischen Geschäftspartnern ein ums andere mal während des Essens Alkohol nachgeschenkt bekommt.

Ich habe bisher darüber nur müde gelächelt. Bisher bin ich noch nie betrunken aus einem Meeting gegangen – nicht weil ich so viel vertrage (ich trinke wirklich nie) sondern weil ich bisher immer Wege gefunden habe, Alkohol abzulehnen.

Bis vor kurzem. Es war einfach unmöglich. Ich war mit einer Gruppe chinesischer Geschäftsleute essen und es war für sie klar: Deutsche trinken Bier…. viel Bier. Ich habe relativ schnell herausgefunden, wer eigentlich in der Gruppe das Sagen hat und nach mehreren Hinweisen ( z.B. “Der Chef mag nur Leute, die mit ihm trinken”) und permanentem, wirklich extrem zudringlichem Anbieten von Bier ging es einfach nicht mehr. Ich musste das ein oder andere Glas trinken (immerhin habe ich dafür gesorgt, dass die anderen genausoviel getrunken haben wie ich).

Das Ergebnis waren Kopfschmerzen, eine neue Einladung zu einem Meeting und ein unverbindliches “Wir müssen darüber nachdenken”.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich das Ganze gelohnt hat.

Es ist schon bewundernswert, wie fit ältere Menschen in China normalerweise noch sind. Ein ehemaliger Mitarbeiter, mit Sicherheit schon über 60, geht jeden Morgen in einem See schwimmen -sogar im Winter. D.h. vor allem im Winter muss er davor ein langes Aufwärmprogramm absolvieren bevor er sich mit anderen ins kalte Wasser stürzt. Er ist mit Sicherheit fitter als ich.

Viele Wohnblöcke in China haben eigene Fitness-Anlagen im freien. Jeden morgen vor der Arbeit spielen sie Tischtennis, laufen machen Situps, Liegestütze oder halten sich sonst irgendwie mit einem der Geräte fit, die – das ist das Dumme an der Sache – auch direkt vor meiner Wohnung aufgestellt sind.

Normalerweise läuft alles ganz ruhig ab, heute morgen um 6 Uhr, mitten im Regen plärrte plötzlich ein Lautsprecher direkt vor meiner Wohnung los. Eine Gruppe von Senioren übte irgendeine Aufführung – mitten im Regen. An Schlaf war für ca. 2 Stunden nicht mehr zu denken.

Ich habe mich vorhin kurz bei einem Nachbarn, der dabei war, erkundigt. Es war zum Glück eine einmalige Aktion.

Ich finde das Phänomen Frühsport irgendwie genial. In China trifft man sich einfach an irgendeinem Platz und legt los. In Deutschland geht man dazu in einen Verein und zahlt erstmal Mitgliedsbeiträge.

Heute ist Mondfest in China. Ein Anlass für mich, heute keinen Termin bei einer chinesischen Firma zu vereinbaren. Mondkuchen (chin. ??/??, yuèb?ng) schmecken mir nämlich überhaupt nicht und die bekommt man heute andauernd angeboten. Meine Buchhalterin mag zum Glück auch keine Mondkuchen, d.h. ich bleibe dieses Jahr hoffentlich davon verschont.

“Chicken without sexual life?”

Diese englische Übersetzung in einer chinesischsprachigen Speisekarte hat letzte Woche meine Sekretärin entdeckt. Falls die Übersetzung wider Erwarten zutrifft kann ich nur sagen: das arme Huhn.

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