Manchmal frage ich mich, ob es nur Ausreden der Kollegen sind, um mal eine Stunde frei zu haben, oder ob in China doch noch so wenig über Bankverbindungen oder Internet geht. Auf jeden Fall verschwinden die Kollegen öfters mal, um verschiedene Erledigungen zu machen. Dabei handelt es sich aber um Sachen, die man in Deutschland entweder über Überweisungen, Daueraufträge oder das Internet löst. In China muss man dafür aber wohl persönlich aktiv werden. Da trifft man sich mittwochs um 11 Uhr, um die Miete persönlich beim Vermieter vorbei zu bringen. Um 3 Uhr freitags muss man zum Bahnhof gehen, um Fahrkarten zu kaufen – Internetverkauf gibt es nicht, und die Bahnschalter machen wohl früh abends schon zu. Und so geht es weiter: Strom kauft man in der Bank – man gibt Geld und eine Plastikkarte, und der Banker lädt diese auf. Wenn sie leer ist, gibt es einfach keinen Strom mehr. Bis wieder aufgeladen wird. Das gleich gilt für Internet, Warmwasser, Busfahrten, usw.

Gerade auf den Bahnhöfen kommt es Tage vor dem Chinesischen Neujahrsfest wohl immer zu Tumulten, bei denen die Polizei eingreifen muss – zu groß ist die Angst, keine Fahrkarte zu bekommen. Laut einer Kollegin gab es dieses Jahr in Beijing wohl einen kleinen Aufstand, als Punkt 6 abends die Bahnbeamten die Verkaufsschalter schlossen, obwohl noch hunderte von Kunden seit Stunden sich angestellt hatten.

Leo.