Wer in China eine Universität betritt, wird an den Eingängen oft von Chinesen angesprochen, die ein gefälschtes Diplom der Universität verkaufen. Nicht gegen 20.000 oder mehr Eurosondern gegen ein paar RMB. Nicht mal in der richtigen Partei muss man sein.

China hat in der jüngeren Vergangenheit mehrere Skandale wegen gekaufter Titel hinter sich, wie der folgende Artikel auf www.diepresse.com beschreibt.

“China geht gegen erschummelte Titel vor.”

Ob Guttenberg seinen Doktortitel behält oder nicht, ist mir persönlich eigentlich egal, die Affäre zeigt aber, dass das Dr. vor dem Namen erheblich an Wert verloren hat – schade für diejenigen, die in ihrer Doktorarbeit wirklich Forschungsarbeit leisten. Ein Dr. vor dem Namen auf einem Wahlplakat ist also schonmal ein Grund, sich für einen anderen Kandidaten zu entscheiden.

Facebook, Google, Youtube, Twitter  und anderen populäre westliche Internetseiten wurde von den chinesischen Behörden bereits der Marktzugang erschwert oder unmöglich gemacht.  Jetzt drohen die chinesischen Zensurbehörden mit der Sperre des in China sehr populären Internettelefonieanbieters Skype.

Das Verbot soll auch andere nicht lizensierte Voice-over-IP-Anbieter wie UUCall betreffen, zielt aber wohl vor allem auf Sype ab.

Mit dem Verbot durch das Ministry of Information and Industry Technology sollen wohl die beiden einzigen in China lizensierten Betreiber China Telecom und China Unicom, die die VoIP-Entwicklung in China bisher verschlagen haben, vor ausländischer Konkurrenz geschützt werden.

Skype kooperiert in China mit dem Honkonger Unternehmen TOM Online und bietet eine chinesischsprachige Skype-Version an. Laut Skype hält sich das Unternehmen an chinesische Gesetze, und es ist nicht geklärt, inwieweit Skype mit den chinesischen Behörden kooperiert. Allerdings bleibt Benutzern in China immer noch die Möglichkeit eine englischsprachige Version von Skype von nichtchinesischen Servern herunterzuladen.

Nach Angaben der chinesischen People‘s Daily, eine Art Sprachrohr der kommunistischen Partei Chinas wurden die VoIP-Dienste bereits als illegal eingestuft und es wird erwartet, dass diese Dienste bald in China nicht mehr verfügbar sind.

Ich frage mich wie groß der Aufschrei in China wäre, wenn westliche Länder unter irgendeinem Vorwand chinesische Dienste wie Baidu oder Alipay sperren würden, um die heimische Konkurrenz vor chinesischen Anbietern zu schützen.

Der Pulverdampf hat sich gelegt, Google und die chinesische Regierung haben sich wohl auf einen Waffenstillstand verständigt, bei dem beide Seiten das Gesicht wahren können.

Google hatte Anfang des Jahres angekündigt, in China nicht mehr zu zensieren. Es war viel über die Beweggründe spekuliert worden. Die Herkunft des Google-Mitbegründers, ein Ausweg aus einem erfolglosen Markt oder doch ein echtes Aufbegehren gegen Internetzensur und gegen den entdeckten Angriff auf Google-Konten, der anscheinend von China ausging (Beweise gibt es dafür wohl noch nicht so richtig).
In der chinesischen Presse war die Ankündigung nach einigem Zögern weitgehend als Aktion kritisiert worden, hinter der die US-Regierung stehe.
Google hatte danach einen halben Rückzieher gemacht, indem die Suche von google.cn einfach auf die Hongkonger Webseite umgeleitet wurde, die nicht durch Google selbst zensiert wird – jedoch von der chinesischen Zensurbehörde.
So ausgetrickst zu werden hat der chinesischen Regierung natürlich gar nicht gefallen. Als die jährliche Lizenzverlängerung anstand wurde Google bedeutet, dass eine automatische Weiterleitung nicht akzeptiert werden würde. Die ICP-Lizenz (Online Lizenz, die jede Webseite in China haben muss, um legal betrieben zu werden) war in Gefahr.
Google hat danach immerhin die Webseite von google.cn so geändert, dass der Benutzer nicht mehr automatisch auf die Hongkonger Seite weitergeleitet wird. Wer jetzt auf die Google-Suche will muss aktiv auf einen Link klicken. Das hat die chinesische Regierung trotz vieler Unkenrufe von Experten wohl akzeptiert.
Wie ist dieser Kompromiss zu bewerten?
Erst mal hat Google einen Markt nicht verlassen, auf dem das Unternehmen durchaus erfolgreich war. Baidu ist zwar Marktführer, wenn man allerdings bedenkt mit welchen Hindernissen Google konfrontiert war, kann man den Marktanteil von mehr als 30% durchaus als Erfolg bewerten.
Unter anderem gab es immer wieder Blockaden durch die chinesischen Zensurbehörden. Des weiteren hatte Google jahrelang den Nachteil, dass es eine Musiksuche ähnlich wie die beliebte mp3-Suche von Baidu, nicht anbieten konnte – dies hätte wohl sofort eine Menge Klagen in den USA zur Folge gehabt.
Es gab sogar 2002 und 2008 Berichte, wonach Google.cn von den chinesischen Zensurbehörden auf den Konkurrenten baidu.com weitergeleitet wurde.
Die chinesische Regierung hat ihr Gesicht ebenfalls gewahrt und kann durch die Blockade einiger Google-Dienste immerhin immer wieder Nadelstiche setzen, um zu beweisen, dass die jetzige Lösung vom Goodwill der chinesischen Regierung abhängig ist.
Google hat mit der Aktion zwar etwas Marktanteil verloren, immerhin als großes Unternehmen ein Ausrufezeichen gegen Internetzensur gesetzt und dabei den größten Wachstumsmarkt im Internet riskiert.
Auf das nächste Kapitel in dem Streit kann man gespannt sein.

Facebook ist derzeit in China immer noch gesperrt. Es gab kurzfristig Gerüchte, Facebook wolle in den chinesischen Markt, eine chinesische Sprachversion gibt es ja schon seit längerem.

Login in Facebook ist trotz der Sperre möglich, allerdings nur mithilfe von Proxy Servern oder VPN Verbindungen.  Ich verwende dafür http://www.strongvpn.com.  Allerdings muss man  Open VPN verwenden, da manche Internet Service Provider in China das Generic Routing Encapsulation Protokoll sperren, das für PPTP VPN-Verbindungen benötigt wird. Damit ist der Login in Facebook oder andere Social Networks die in China gesperrt sind, ohne weiteres möglich.


Domaininhaber von cn-Domains werden in den nächsten Tagen eine Nachricht mit dem folgendem oder Inhalt erhalten (siehe unten).

Im Prinzip geht es darum, dass die chinesische Registrierungsbehörde unter Umgehung der Registrare eine Nachricht direkt an die Eigentümer von cn-Domains sendet mit der Aufforderung, auf einen Bestätigungslink zu klicken um die Identität des Eigentümers zu verifizieren. Dies muss innerhalb von 15 Tagen geschehen, ansonsten behält sich die CNNIC weitere Schritte vor, die letztendlich auch zum Verlust der Domain führen könne.

Auf Deutschland übertragen wäre dies genauso als würde die Denic eine Email direkt an die Webmaster senden, mit der Bitte einen Bestätigungslink zu klicken oder die Domain wäre weg. Kommuniziert wurde dies (wie so oft von chinesischen Behörden) schlecht oder überhaupt nicht, Webmaster und Registrare wurden vorher nicht informiert und von dieser Aktion überrascht.

Wer bereits eine Domain besitzt muss darüber hinaus nachweisen, dass er diese nicht innerhalb Chinas hostet bzw. die Domain keinen Inhalt enthält, falls sie außerhalb Chinas gehostet wird.

Inhaber von cn-Domains tun also gut daran, ihre Kontaktdaten zu überprüfen. Die Registrare haben keine Möglichkeit, diese Bestätigungsemail noch einmal zu versenden, falls ein Domaininhaber diese nicht empfangen hat.

Hier der Inhalt der Email:

Subject: Domain Name Information Confirmation
From: REMINDER@cnnic.cn
Date: Sun, June 26, 2010 12:22 am
To: xxxxxxxx@xxx.com
Domain Name Information Confirmation
(Please do not reply to the sender)
Dear CN Domain Name User:
Thank you for registering for CN domain name.
According to the policy in Article 28th of “China Internet Domain Name Regulations”:
applicant for domain name registrant shall submit true, accurate and complete domain name
registration information and sign a registrant agreement with domain name registrar. Upon
completion of domain name registration, applicant of domain name registrant will become a
registered domain name holder.
Domain name holder’s true, accurate and complete domain name registration information is a
certificate of rights for domain name transfer and information change. In order to protect your
rights of being a domain name holder, please follow the prompts to confirm your domain name
registration information.
Registrant Information
Domain Name: xxxxxxxxx.cn
Registrant id: xxx-xxxxxxx
Registrant name: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Registrant org: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Registrar name:xxxxxxx
If your domain name registration information is true, accurate and complete, please click the
following URL to confirm:
http://remind.cnnic.cn/om/registantMail!confirmOk.action?id=####################
If the above URL is not responding, copy the link to browser’s address bar to be connected.
For further questions, please send email to service@cnnic.cn.
If domain name registration information is not being confirmed within 15 days in receipt of this
notification, your domain name will be processed according to relevant provisions.
China Internet Network Information Center (CNNIC)
Tel: 86-10-58813000
Fax: 86-10-58812666
Website: http://www.cnnic.cn
E-mail: service@cnnic.cn
????????
????????
???CN????????
???????CN???
??????????????????????????????????????
??????????????????????????????????????
??????????????????????
??????????????????????????????????????
?????????????????????????????????????
?????
??:xxxxxxxxx.cn
???ID:xxx-xxxxxxx
???: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
?????:xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
????????:xxxxxxx
???????????????????????????????
http://remind.cnnic.cn/om/registantMail!confirmOk.action?id=####################
???????????????????????????????
????????????service@cnnic.cn???
????????15??????????????????????????????
?
??????????(CNNIC)
????: 86-10-58813000
??: 86-10-58812666
??: http://www.cnnic.cn
????: service@cnnic.cn

Ich hatte noch keine Gelegenheit das Original der Verzichtserklärung zu lesen. Trotzdem mal ein Link dazu, was der Spiegel über die Arbeitsschutzmaßnahmen bei Foxconn schreibt.

http://www.spiegel.de

Die Gerüchteküche brodelt schon seit einigen Tagen, konkret schein es aber nicht zu sein.

Kurz nach Googles Weggang plant angeblich Facebook den Einstieg nach China. Diese Nachricht hat jetzt auch den Einzug in die chinesischen Printmedien gehalten. Laut Larry Yu, dem Spracher von Facebook, beobachtet Facebook jedoch den Markt nur wie viele andere, hat jedoch keine konkreten Pläne. Nach Googles Ausstieg ist es PR-technisch auch nicht unbedingt der beste Zeitpunkt nach China zu gehen.

Mal wieder etwas für die Kategorie “Was mache ich gerade?” im Blog.

Ich habe einen Bewerbung einer Chinesin oder eines Chinesen (?) erhalten, habe allerdings keine Ahnung, ob der Name männlich oder weiblich ist, leider ist der Name nur in Pinyin geschrieben.

Ich tippe mal (nach einer kurzen Internetrecherche) auf weiblich und hoffe ich liege bei der Antwort richtig.

Viele Ausländer legen sich chinesische Namen zu, wenn sie mit China zu tun haben, manche mehr oder weniger gelungen. Ich habe im Laufe der Zeit mehrere chinesische Namen erhalten – bewusst und unbewusst.  Mein erster war irgendwie zu philosophisch , ???.(Jin Xifa) und wurde mir vom Wohnheimleiter während meines Auslandsstudiums gegeben.

Der nächste Name war dann ?? (kleines Gold oder vielleicht eher “Kleiner Kim”). Den erhielt ich während meiner Arbeit an der Uni. Ich fand erst im Laufe der Zeit heraus, dass mit Xiao Jin ich gemeint war, als mehr und mehr Chinesen im Büro anriefen und nach diesem ominösen Xiao Jin fragten.

Name Nr. 3 war dann ??? ?Jin Zhiqiang?, mit dem die meisten Chinesen aus meinem Bekanntenkreis zufrienden waren.

Jetzt kam im Rahmen einer Firmenregistrierung Name Nr 4. zustande??? ????Hintergrund des neuen Namens ist anscheinend eine (neue?) Vorschrift, dass der Legal Representative bei einer Firmenregistrierung einen chinesischen Namen haben muss, dessen Aussprache mit dem westlichen Namen übereinstimmen muss (die war neu für mich).

Heute hat die Meldung Aufsehen erregt, Google wolle sein Engagement in China überdenken. Google begründet dies mit der Zensur und Hackerangriffen aus China, die zum Ziel hatten, Email-Accounts von Dissidenten auszuspähen und geistiges Eigentum von Unternehmen zu stehlen.

Auf http://googleblog.blogspot.com/2010/01/new-approach-to-china.html sagt Google jedoch erstmal nur, dass sie ihre Suchergebnisse nicht mehr zensieren wollen. Sie werden mit den Behörden verhandeln und prüfen ob es möglich ist, eine unzensierte Version von Google in Chin zu betreiben.Nach einer Meldung von chip.de hat Google bereits angefangen, nicht zensierte Suchergebnisse in China auszuliefern.

Auswirkungen auf Google

Kritische Stimmen behaupten zwar, Google würde dieser Schritt nicht sehr weh tun, da das Chinageschäft nur 1% seines Gesamtumsatzes ausmache, allerdings hat Google in den letzten Jahren den Abstand zum lokalen Konkurrenten Baidu verkürzen können und würde im Extremfall auf den größten Internetmarkt der Welt verzichten. Ausländische Unternehmen haben es in China durchweg schwerer als chinesische. Chinesische Unternehmen haben bessere Beziehungen zu Behörden (und Gerichten), weniger bürokratische Hürden zu überwinden bzw. sind diese Hürden und die Kooperation mit den Behörden gewohnt. Ausländische Unternehme können auch nur mit Hilfe eines lokalen Partners an eine Internet Content Provider Lizenz gelangen, um überhaupt kommerziell im chinesischen Internet tätig werden zu können.
Des weiteren können chinesischen Unternehmen problemloser im Internet kopieren und Dienste anbieten, die für ausländische Firmen tabu sind (Onlinespiele, MP3-Downloads usw).

Angesichts dieser Umstände kann man Google China schon als Erfolgsstory sehen, auch wenn man bedenkt, dass Google erst 2006 nach China gegangen ist.

Auswirkungen auf China?

Die Auswirkungen auf das Internet in China sind noch schwer abzusehen, es kommt wohl vor allem darauf an, welche Google-Dienste in Zukunft in China noch zur Verfügung stehen. Falls nur die Suchmaschine gesperrt wird, werden sich die Konkurrenten freuen, sonst wird nicht viel passieren. Wenn aber andere Dienste (Google Mail, Google Docs usw.) ebenfalls gesperrt werden, müssen wohl an die 50 Millionen Internetnutzer, die diese Dienste nutzen, ihre Surfgewohnheiten ändern.

Politisch wird sich wenig ändern, die Zensurbehörden wohl kaum nachgeben und eine unzensierte Version von Google zulassen. Es wird allerdings auch Druck auf die chinesische Regierung geben und die Beziehungen zwischen China und den USA wird dieser Schritt von Google kurzfristig belasten.

Mein Fazit: Die Zensurbehörden werden kaum nachgeben, die lokale Konkurrenz wird sich freuen. Wenn Google hartnäckig bleibt, wird wohl zumindest die Suchmaschine gesperrt.

Egal wie. Inspirierend ist dieser Schritt auf jeden Fall.

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