Es geh um Fußballl. Für China scheint es völlig klar zu sein, dass der Fußball aus China kommt. Wie ich auf das Thema komme?

Gestern habe ich den Film “Red Cliff” gesehen. Red Cliff ist ein chinesischer Kassenschlager, der in China sogar den Film Titanic übertrumpft hat. Bei einem Budget von 80 Millionen Dollar hat er immerhin 128 Millionen eingespielt, obwohl er nicht in westliche Kinos kam.

In dem Film von John Woo geht es um die berühmte Schlacht am Roten Felsen (????) im Jahr 208. Diese Schlacht wird auch im berühmten Buch “Die drei Reiche” (????) beschrieben.

Am meisten Aufsehen (und eine Lachsalve) bei uns erzeugte die Szene, in der Soldaten aus Cao Caos Heer tatsächlich Fussball spielen. Cao Cao wurde  in dem Film von einem Berater sogar gelobt, da dieser neue Sport die Kraft der Soldaten stärke.

Nach den Spaghetti also ein weitere Streitpunkt um ein westliches (oder östliches?) Kulturgut.

Ich habe nach diesem Angriff auf den englischen Fußball auf jeden Fall beschlossen, ab heute die These zu verteidigen, dass Nudeln aus Italien kommen. Das werde ich in Zukunft vehement tun.

Erde an Enterprise.

Heute habe ich eine Nachricht von Jim bekommen ( zu Jim bereits in meinem Blog: hier und hier). Er ist im Moment in Peking. Seinen Besuch in Korea kann er noch nicht einordnen, die koreanischen Geschäftspartner seien sehr nett gewesen, hätten ihn aber vertröstet, sie müssten Jims Vorschläge noch einmal überprüfen (allerdings hat er nicht erwartet, dass es gleich bei dem Besuch zu einem Ergebnis kommt).

Was denn aus seinem 2. Star Trek-Besuch geworden sei? Er hatte mich ja gebeten, für ihn Kino-Karten zu besorgen, da er dies aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht selber machen konnte, ich habe ihm geraten, lieber mit den Geschäftspartner Essen zu gehen.

Die folgende Geschichte nehme ich ihm nicht so ganz ab: Er hat tatsächlich die Übersetzerin gebeten, noch einmal mit ihm ins Kino zu gehen. Das Geschäftsessen habe er sausen lassen und der Übersetzerin (die ja für den Geschäftspartner arbeitete) 100.000 Won (das sind derzeit ca. 60 Euro) gegeben, damit sie still hält und er das Treffen absagen könne, weil er sich angeblich nicht wohlfühle. Er sei dann mit der Übersetzerin ins Kino gegangen, anschließend noch mit ihr Essen. Star Trek sei eben wichtig und echte Fans sind seiner Meinung nach eben so (das gibt der Überschrift des Postings seine Berechtigung).

Ich kann mir gut vorstellen, dass sie ihrer besten Arbeitskollegin erzählt hat, wo Jim an dem Abend war, diese hat es wiederum ihrer besten Freundin/Arbeitskollegin erzählt usw., bis die ganze Firma davon wusste. Egal. In einem Punkt ähneln sich Korea und China im Umgang mit Ausländern: Sie lassen ihnen alle möglichen Verrücktheiten durchgehen, vielleicht in diesem Falle ja auch. Wie auch immer. Jim bewegt sich wohl in höheren Sphären, glücklich im Weltall. Erde an Jim.

Ich habe heute morgen mit einem Jungunternehmer in China gechatet, mit dem ich eventuell eine Kooperation eingehen möchte. Er hat ein kleines IT-Unternehmen in Shanghai, 10 Mitarbeiter und beklagt sich über die Mitarbeiterfluktuation. Kaum eingearbeitet verlassen ihn seine Programmierer wieder. Dies geschähe sogar häufig von einem Tag auf den anderen, ohne Vorwarnung, meistens am Tag nach der Gehaltszahlung.  Das Stichwort Job-Hopping fällt irgendwie ziemlich oft, wenn ich mit ausländischen Unternehmern in China rede. Erstaunlicherweise hält sich dabei das Vorurteil, dass chinesische Mitarbeiter eher bereit seien, für einen geringfügig höheren Lohn das Unternehmen zu wechseln. Dieses Vorurteil hält sich wohl deswegen so gut, weil sich ein chinesischer Mitarbeiter, wenn er erstmal unzufrieden ist, logischerweise nach einer besser bezahlten Stelle sucht. Ergo: Das Gehalt machts.

Dies mag durchaus der Fall sein bei Uni-Absolventen, die nach ihrem Abschluss oft für eine begrenzte Zeit bereit sind, für einen Lohn von 2000 RMB zu arbeiten, um die Zeit bis zum richtigen Job zu überbrücken und trotzdem erste Arbeitserfahrung zu sammeln. Ansonsten ist das Gehalt nicht das Hauptkriterium bei einem Jobwechsel, vor allem dann nicht, wenn das Arbeitsklima ok ist, das Gehalt im Verhältnis zur Qualifikation des Arbeitnehmers steht und marktgerecht ist. Bei dumping-Löhnen muss man sich als Chef über Kündigungen nicht beschweren.

Vor allem kleine, wenig renommierte Unternehmen klagen über dieses job-hopping, wobei übersehen wird, dass die Unzufriedenheit der Mitarbeiter viele Gründe haben kann. Kaum ein Mitarbeiter wird seinen Job kündigen, mit dem er zufrieden ist, nur weil er woanders etwas mehr verdient.

Meiner Erfahrung nach gäbe es für den Unternehmer viele Möglichkeiten, seine Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, und erstaunlicherweise muss man hier oft bei den Basics anfangen. Bei unserem kleinen Chat fiel gleich das Stichwort Arbeitsvertrag.

Schon der Arbeitsvertrag bietet dem Unternehmen Möglichkeiten, zumindest das Kündigen von einem Tag auf den anderen zu verhindern. Erstmal muss man einen Arbeitsvertrag haben. Mich haut es immer wieder von den Socken, wenn ich sehe, dass vor allem bei kleinen Unternehmen nach dem Vorstellungsgespräch erstmal eine Probezeit vereinbart wird, es gibt einen vorläufigen Arbeitsvertrag auf englisch, der ausländische Chef macht sich aber nicht die Mühe, einen chinesischen Arbeitsvertrag vorzulegen, der den rechtlichen Bestimmungen entspricht. Wenn das Gehalt niedrig ist und auch sonst in dem Unternehmen das Arbeitsklima nicht gut ist, wird der Arbeitnehmer auch nicht auf einen Arbeitsvertrag bestehen und ist bei der nächsten Gelegenheit weg. Außerdem schafft ein Arbeitsvertrag, der den rechtlichen Bestimmungen entspricht Vertrauen bei neuen Mitarbeitern.

In dem Arbeitsvertrag kann dann durchaus vereinbart werden, dass das Gehalt am 1. des Monats und z.B. eine Prämie am 10. des Monats gezahlt wird. So läßt sich zumindest verhindern, dass der Arbeitnehmer von einem Tag auf den anderen kündigt. Er wird in den meisten Fällen zumindest die Kündigungsfrist einhalten. Der Fall einer Buchhalterin, die mitsamt den Unterlagen für die jährliche Bilanzprüfung verschwunden ist (siehe ein früherer Beitrag im Blog) zeigt auch, dass man zumindest wissen sollte, wo der Arbeitnehmer wohnt.

Für chinesische Mitarbeiter gibt es viele Gründe, auch für kleine ausländische Unternehmen zu arbeiten. Erstmal können sie etwas für für ihre Englischkenntnisse tun. Sie können viel über die Arbeitsweise in ausländischen Unternehmen lernen, es ist auf jeden Fall eine Bereicherung für ihren Lebenslauf. Man sollte den Mitarbeitern trotz Deadlines, die eingehalten werden müssen, genug Zeit für Weiterbildung geben bzw. ihnen auch mal bewusst Aufgaben stellen, die komplett neu für sie sind. Klar ist aber: Mit der Qualifikation muss auch das Gehalt steigen. Nach Fortbildungen kann man durchaus den Mitarbeiter verpflichten, eine bestimmte Zeit für das Unternehmen zu arbeiten und andernfalls die Kosten für die Fortbildung zurückverlangen (Training Agreement).

Viele ausländische Unternehmen übersehen einen wichtigen Punkt: fließende Englischkenntnisse sind eine wichtige Zusatzqualifikation bei chinesischen Mitarbeitern. Ein Chinese, der Englisch kann, wird mehr verdienen. Englischkenntnisse können manchmal ein 2-3faches Gehalt rechtfertigen, müssen also auch entsprechend vergütet werden.

Eine wichtige Rolle spielt der Chef. Er muss sich mit der chinesischen Kultur auskennen, muss konsequent in seiner Mitarbeiterführung sein, aber auch auf die chinesischen Mitarbeiter eingehen. Er muss versuchen, ein gutes persönliches Verhältnis zu den Mitarbeitern aufzubauen. Wichtig ist auch, dass er ausländische und chinesische Mitarbeiter gleich behandelt. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht.

Bei der Auswahl der Mitarbeiter sollte man sowieso schon darauf achten, wie oft der Neue vorher das Unternehmen gewechselt hat. Mein bester Mitarbeiter war einer, der nach 7 Jahren das erste mal das Unternehmen wechselte, da ihm sein Chef versprochen hatte, ihn nach 5 Jahren am Unternehmen zu beteiligen, dieses Versprechen aber nicht eingehalten hat. Wenn ein Mitarbeiter 10 verschiedene Unternehmen in 5 Jahren in seinem Lebenslauf hat, sollten schon die Alarmglocken klingeln.

Hier einige Beispiele aus meiner Praxis:

  • Der neue Chef beschwert sich, dass seine chinesischen Mitarbeiter sich weigern, gemeinsam mit den Ausländern Mittagessen zu gehen. Wer bezahlt das Essen? Jeder für sich selbst. Er kam gar nicht auf die Idee, dass den chinesischen Mitarbeitern das tägliche Mittagessen im Restaurant schlicht zu teuer war.
    Der Chef beschwert sich über die plötzliche Kündigung eines sehr qualifizierten Programmiers, der auch gut bezahlt wurde. Ich fand später heraus, dass sich dieser einfach zu schade dafür war, 150 simple HTML-templates für ein Projekt zu erstellen. Dies wäre die Aufgabe eines Junior-Programmiers ohne Berufserfahrung gewesen.
  • Der Chef gibt seinen weiblichen Angestellten am 8. Mai (Women’s Day) nicht frei und kümmert sich auch sonst nicht um typische chinesische Feiertage. Der französische Chef gibt z.B. seinen französischen Angestellten am französischen Nationalfeiertag frei, kümmert sich aber nicht um die landesspezifischen Feiertage seiner anderen internationalen Mitarbeiter. Am besten ist, es, sich einfach an den chinesischen zu orientieren (eigentlich selbstverständlich).
  • Die Firma hat Arbeitsverträge, die nicht den rechtlichen Bestimmungen entsprechen. Der Chef will einen Mitarbeiter entlassen, der ihm dann aber mit einer Anzeige beim Labour Bureau droht im Fall einer Entlassung.
  • Ein lustiges Beispiel von fragwürdiger Mitarbeiterführung in einem früheren Beitrag von mir im Blog: Die Welt ist klein
  • plötzliche Änderung in der Mitarbeiterführung ohne Ankündigung. Der Chef fängt plötzlich an, einige Mitarbeiter schärfer zu kontrollieren, obwohl er vorher sehr lax war (z.B. er führt neue Sicherheitsmaßnahmen im Unternehmen ein). Das muss man dann immer sehr sensibel begründen, vor allem wenn dies Eingriffe in die tägliche Arbeitsroutine bedeutet. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass den Mitarbeitern plötzlich misstraut wird.
    Die Liste liese sich wahrscheinlich noch ewig fortsetzen, aber klar ist: Gehalt ist nicht alles. Wenn die Mitarbeiterfluktuation zu hoch ist, sollte sich der Chef über das Klima im Unternehmen und seine Mitarbeiterführung Gedanken machen.

Heute hat mich Jim (siehe Artikel von gestern) angerufen. Er möchte sich Star Trek in Seoul noch einmal anschauen. Nochmal im Megabox aber Abends, da er gehört hat, dass der Film abends in einem größeren Kinosaal gezeigt wird, ich soll ihm die Karten besorgen, da er seine Geschäftspartner nicht noch einmal belästigen möchte. Ich habe nachgefragt, denn normalerweise hat man bei Besuchen in Korea ja volles Programm. Während man z.B. versucht, in Deutschland ausländischen Delegationen auch mal Ruhe zu geben (Delegationen aus vielen asiatischen Ländern empfinden dies dann oft als Vernachlässigung und sind beleidigt), kümmern sich nach meiner Erfahrung die Geschäftspartner in Korea und auch in China 24/7 um ihre Besucher.

Es kam raus: Jim hat vor, Kopfschmerzen vorzutäuschen und sich abends mit mir zu treffen. Eigentlich stünde ein Abendessen auf dem Programm, aber das Geschäftliche würde am Nachmittag geregelt. Hier liegt Jim logischerweise falsch. Er sollte auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen, seine Geschäftspartner näher kennenzulernen und eine persönliche Beziehung aufzubauen und natürlich gehören in den meisten asiatischen Ländern private Aktivitäten auch zum Business.

Außerdem glaube ich nicht, dass ein normaler Mensch auf den Gedanken kommen würde, ein Geschäftsessen mit westlichen Partnern abzusagen, Jim nimmt die Geschäftspartner in Korea wahrscheinlich einfach nicht ernst genug, ich frage mich oft, ob bei so einem Verhalten nicht doch einfach ein latent vorhandener, unterdrückter Rassismus vorliegt. Mit kulturellen Missverständnissen hat das auf jeden Fall nichts zu tun – oder Star Trek Fans ticken einfach anders.

Eigentlich wollte ich nur ins Kino und den neuen Star Trek Film anschauen (Seol, COEX-Center, Megabox). Ich hatte über das Internet ein E-Ticket bestellt und kam darüber nach dem Film mit 2 Koreanern  und einem amerikanischen Geschäftsmann  – nennen wir ihn mal Jim – ins Gespräch (Jim hatte sich gewundert, dass ich nur ein Blatt Papier über einen Scanner halten musste, um ins Kino zu kommen). Zuerst diskutierten wir nur über Online-Bestellsysteme und wie fortschrittlich Korea sei, auch über die Popularität von Star Trek in Korea. Dann kam heraus, dass die beiden Koreaner oft ausländische Delegationen betreuten (sie war eine Übersetzerin,  er war aus dem unteren Management und konnte etwas Englisch) , sie interessierten sich eigentlich beide nicht so sehr für den Film. Aber heute waren sie mit Jim da, der sich frühmorgens eben noch Star Trek anschauen wollte, bevor das eigentliche Besuchsprogramm anfing. Jim war das erste mal in Asien, war ausgesprochen höflich und versuchte, sich den koreanischen Sitten anzupassen. Er beschwerte sich scherzhaft über die Rückenschmerzen, da er sich so oft verbeugen müsse. Wie das ging, konnte ich ein paar Minuten später beobachten, als er sich das erste mal ziemlich tief  (und unnötigerweise) vor einer Verkäuferin im Cafe verbeugte. Danach musste er sich vom Jungmanager verabschieden, es ging ab zum Geschäftspartner mit der Übersetzerin. Jim verbeugte sich wieder tieeeef und ignorierte die Hand, die ihm der Jungmanager entgegenstreckte, der sie daraufhin sichtlich irritiert zurückzog. Jim bemerkte die Hand doch noch und streckte ziemlich irritiert seine eigene Hand aus, die Hände trafen sich dann doch noch.

Die Übersetzerin und Jim gingen, Mr. Jungmanager erzählte mir dann noch, dass dies gestern mehrmals  passiert war, als sich Jim mit seinen Chefs getroffen hatte. Es kann übrigens öfters zu Problemen kommen, wenn sich Westler mit jungen, westlich orientierten Asiaten treffen, vor allem wenn sich beide anpassen möchten.

Wie geht es eigentlich richtig?

Bei der ersten Begegnung verbeugen sich auch Koreaner untereinander UND geben sich dabei die Hand. Bei späteren wird sich eigentlich nur noch verbeugt, wenn man sich trifft.

Webseite über Korea: http://de.koreaorbit.com

Anscheinend gibt es den Film über John Rabe bereits als Raubkopie in China, obwohl er erst gestern in vielen Kinos in China anlaufen sollte. Der Film soll ja nach James Bond “Ein Quantum Trost” der größte Kinostart in China gewesen sein. Die Premiere in China gabs bereits am 28. April in Peking. In Deutschland läuft der Film bereits seit dem 2. April.

Ich habe mit einem Bekannten gechattet, der hat sich vor allem darüber gewundert, dass Rabe in dem Film nicht als Held dargestellt wird. Ich habe den Film leider noch nicht gesehen, in Korea gibts den Film leider (noch) nicht, zumindest habe ich ihn noch nicht im Kinoprogramm entdeckt. Aber ich kann mir vorstellen, dass so ein Film über Ereignisse im 2. Weltkrieg, in dem ein Deutscher, der NSDAP-Mitglied war, mal positiv wegkommt, von einem deutschen Regisseur wohl nur so von politischer Korrektheit triefen wird. Ok, das ist ein Vorurteil, das ich aber beibehalten werde, bis ich den Film selbst gesehen habe.

Ich bin gespannt, wie der Film in Japan ankommt. Das Nanjing Massaker ist dort ja heftig umstritten. Ich habe vor ca. 10 Jahren in China studiert und dort ein Jahr lang mit einem Japaner in einem Zimmer zusammengelebt. Seine Theorie war, dass die Japaner gar keine andere Wahl hatten, als auf chinesische Zivilisten zu schießen, da sich die Widerstandskämpfer als Zivilisten verkleidet hatten. Nach ihm seien auch nicht so viele Chinesen umgekommen. Immerhin hätten gar nicht so viele Chinesen in Nanjing gewohnt.

Ich habe nach einer Weile aufgehört, mit ihm über solche Themen zu reden.

Ich hatte gestern in Seoul ein Meeting. Heute kommt ein positiv klingendes Feedback: “My partner was very impressed by your presentation”.

Ich habe das mal so aufgefasst, dass ich gestern nur einen der beiden überzeugt habe und stelle mich mal auf eine Absage ein.

Hier tritt wieder ein wichtiges Phänomen zutage, dass ich mir schon in China, noch extremer aber in Korea immer wieder in Erinnerung rufen muss: indirekte Kommunikation bzw. die Notwendigkeit die tiefere Bedeutung hinter einem Satz zu entdecken.
Das war in China schon anstrengend, ist in Korea aber noch viel extremer und auch zeitaufwändiger.

Es fällt mir z.B. immer wieder auf, dass ich für Emails auf chinesisch bzw. an chinesische Geschäftspartner und Freunde noch mehr Zeit benötige als normal. Der Grund ist nicht nur die Sprache sondern einfach die Tatsache, dass ich viel vorsichtiger mit Formulierungen bin und entsprechend länger nachdenke, vor allem wenn ich Kritik übe oder eine Anfrage negativ beantworte.

Auch für die Vorbereitung von Meetings habe ich in China bei chinesischen Kunden viel länger gebraucht als bei westlichen.

Koreaner sind oft noch viel konservativer als ich es von China gewöhnt bin dementsprechend ist die Kommunikation in Korea meiner Meinung nach noch schwieriger als in China.

Vor allem wenn man noch nicht so lange im Land ist muss man sich viel mehr Gedanken machen und auch einfache Verhaltensweisen in Erinnerung rufen. Das sind teilweise nur Kleinigkeiten (z.B. sich Verbeugen, beim Anstoßen das Glas niedriger halten als der ältere oder ranghöhere Gegenüber oder sich selbst nicht einschenken sondern immer dem anderen, der dann mein Glas füllt), die im täglichen Umgang trotzdem wichtig sind.

Bei den bisherigen Treffen in Korea hat sich wieder einmal bestätigt dass das einzelne Wort hier viel mehr auf die Goldwaage gelegt wird und man sich mehr darauf konzentrieren muss, herauszufinden, was hinter einer Bemerkung steckt. Vor allem muss man sich überlegen, was der Gesprächspartner eventuell hinter einer eigenen scheinbar harmlosen Bemerkung vermuten könnte.

Ich bin also mal gespannt, ob meine Einschätzung der Anfangs genannten Formulierung zutrifft.

Aus aktuellem Anlass ein kurzer Gedankengang zu den zwei möglichen Übersetzungen von “???? – Mei you wenti” ins Deutsche.

Wir führen gerade den Verkauf einer Firma in China durch. Gewechselt werden müssen Shareholder, Director, Business Scope, Firmenname und Addresse.

So ein Firmenverkauf ist komplizierter als eine Neugründung (und Anwaltskanzleien verlangen dafür auch höhere Gebühren).

Auf der Suche nach einer geeigneten Anwaltskanzlei standen am noch Ende zwei zur Auswahl. Die Termine verliefen sehr unterschiedlich.

Anwalt A (nenne ich mal die “I-try-my-best-Kanzlei”) fand die Sache sehr kompliziert, als wir uns nach Details erkundigten musste er oft nachfragen (per Handy). Sein Fazit, als wir nach einem Vertrag fragten: “I try my best but I can not guarantee …”.

Anwalt B (nenne ich mal ” ???? – Mei you wenti – Kanzlei” fand die Sache sehr normal, hat das anscheinend schon ein Dutzend mal gemacht und für alles schon die richtigen Formulare parat.

Klar, dass Anwaltskanzlei B den Vorzug erhielt.

“????” ist übrigens der Satz, den ich in China am liebsten höre (auch weil ich ihn so selten höre): Es heisst wörtlich übersetzt soviel wie “Kein Problem” (Aussprache “mei you wenti”).

Korrekte Übersetzung von “Mei you wenti”

Natürlich bedeutet der Satz “???? – Kein Problem” in China nicht, dass alles problemlos abläuft.

Wenn jemand in China ???? – kein Problem – sagt, kann er damit meiner Erfahrung nach Folgendes meinen:

a) Kein Problem

b) Kein Problem – für mich wenn es schiefgeht

Es ist nur das Problem, herauszufinden, ob der Gegenüber Version a) oder Version b) meint.

Im obigen Fall hat es sich ganz nach Version a) angehört.