Ich habe mal nach langer Zeit wieder geschaut, welche Seiten überhaupt auf die englische Version von chinaseite.de verlinken, da ich vor allem an der deutschen Version rumschraube. Beides sind inzwischen eher Hobby-Projekte, die ich je nach Lust und Laune update.  Dabei bin ich auch über den folgenden Beitrag von Frank Watson auf search engine watch gestolpert: http://searchenginewatch.com/3630200. (irgendwo ganz unten).

Ganz nett, so ein professionelles Lob mal im Netz zu finden.

Heute hat mich ein Journalist kontaktiert, der einen alten Hut recherchiert. Ich sollte ihm sagen, ob meiner Meinung nach He Kexin (??? ) währen der Olympischen Spiele schon startberechtigt war, oder nicht. Es gab ja Gerüchte, am Alter der Sportlerin, die  bei den Olympischen Sommerspielen 2008 die Goldmedaille im Einzel am Stufenbarren und Team-Gold gewonnen hatte, sei gedreht worden.

Vielleicht bereitet er ja einen Bericht “1 Jahre nach Olympia” vor oder etwas ähnliches. Egal. Das Thema soll er lieber selber recherchieren, ist ja eigentlich ein alter Hut, alles ist gesagt, er fand es skandalös, ich finde es einfach typisch und das Ergebnis der “Untersuchung” durch das IOC vorhersehbar.

Angeblich sollen ja auch 1/4 der chinesischen Sportler mit dem Alter tricksen, vor allem wenn es um Jugendwettbewerbe geht.

Wie auch immer, offiziell wurde He Kexin ja reingewaschen, da ihr Ausweis, der ihr ganz nagelneu 2008 ausgestellt worden war, ihren Geburtstag als 1. Januar 1992 angegeben hatte. Das war den olympischen Offiziellen genug, alle anderen Hinweise wurden anscheinend ignoriert, eine Zusammenfassung der Indizien, die gegen das Geburtsjahr 1992 sprechen, gibt es hier: Link.

Die Schlussfolgerung in dem verlinkten Artikel ist eigentlich auch sehr objektiv:

“Diese Indizien beweisen nicht, dass He oder chinesische Behörden lügen. Die sorgsam von Bloggern dokumentierten Screenshots der Tabellen von den Seiten des Sportministeriums belegen nur, dass es widersprüchliche Angaben zu Hes Alter gibt”.

Ansonsten: Selbst für chinesische Normalbürger ist es ein leichtes, ihren Geburtstag zu fälschen, falsche Geburtsurkunden zu bekommen usw., ich kenne mehrere Fälle in meinem chinesischen Bekanntenkreis, für einen chinesischen Sportverband wäre es wohl mit den nötigen guanxi noch leichter.

P.S.: Hätte nicht gedacht, dass ich noch einen Artikel in die “Olympia-Rubrik” schiebe.

Es ging im Büro herum wie ein Lauffeuer. Liu Xiang, der chinesische Star, der Sport- und Popstar, der neben dem Basketballhelden Yao Ming auf einer Stufe steht oder sogar noch darüber; der Liu Xiang, dessen Popularität in China wohl mehr ist als Ballack, Schweinsteiger und Lukas P. in Deutschland zusammen, musste sein Rennen abbrechen. Kein dramatisches Stürzen, kein Humpeln auf den letzten Metern, kein Zusammenstoß mit der Hürde, nein, nach dem ersten Fehlstart hat er aufgegeben. Startnummer abgegeben und ab in die Katakomben.  

Probleme mit der Achillesferse!

Unspektakulär und wenig heldenhaft – und deshalb meines Erachtens um so tragischer und um so großartiger. Wer weiß schon so genau, wie groß der Druck auf ihm gelastet und ob ihm das Laufen überhaupt noch Spaß gemacht hat. Wann hat er das letzte Mal gelacht? Und dann …? Dann sagt der Körper irgendwann einmal nein!!! Für meine chinesischen Kollegen teilweise nicht verständlich. „Er hätte wenigstens starten müssen, wenn er schon gekommen ist. Kurz vorher aufgeben, das geht nicht“, meinte eine Kollegin. Sie vermutete, dass er Angst gehabt und deshalb gekniffen hätte. Ich fragte sie, ob sie denn zur Arbeit kommen würde, wenn sie krank sei. Darauf meinte sie „Nein“, aber wenn sie schon auf der Arbeit wäre und dann merken würde, dass sie krank sei, würde sie versuchen, es bis zum Ende des Tages zu schaffen. Jaja, China mag halt keine Verlierer. So traurig das auch ist. 

Liu Xiang, heute wirst du vielleicht 100 Millionen Fans verloren haben, aber mich hast du gewonnen. Erst in der Niederlage zeigt ein Mensch sein wahres Ich. Wenn du mal ein Bier trinken willst, so melde dich.

Liebe Grüße Leo

Am Freitag war es nun soweit, die Olympischen Spiele haben begonnen. Da wir leider keine Karten für die Eröffnungsveranstaltung hatten, haben wir mit einigen Freunden und vielen anderen Leuten verschiedener Nationen in einer Bar die olympische Eröffnungsfeier angeschaut. Die vielen mitwirkenden Menschen waren schon der Wahnsinn, insbesondere beim spektakulären Anfang mit den 2008 Trommlern, die den Countdown dargestellt haben. Für mich aber war der letzte Fackellauf in der Luft, kurz bevor das Olympische Feuer ganz entzündet wurde, das Beste. Eine Superidee, wie ich finde, den Läufer von den Olympiabildern vergangener Zeiten einholen zu lassen.

Auch wenn die Eröffnungsveranstaltung sehr traditionell dargestellt und folglich für uns Nichtchinesen nicht ganz verständlich war (ich meine die geschichtlichen Hintergründe hinter jeden einzelnen Motiv), können die Chinesen zu Recht stolz auf ihre Eröffnungsveranstaltung sein. Diesen unglaublichen Nationalstolz bekam man spätestens beim Einmarsch der chinesischen Olympiamannschaft ins Stadium zu spüren. Für die Chinesen in der Bar gab es nun kein halten mehr. Sie sprangen auf und begleiteten ihre Mannschaft unter lauten Zurufen „Zh?ngguó Ji?yóu“ (was soviel heißt wie: „China, gib Gas!“), euphorischen Klatschen und Jubel minutenlang durch das Olympiastadium. Als dann noch ein Kellner ein Mikrofon gefunden hatte und dort lauthals mitschrie, wurde mein Trommelfell schon stark beansprucht.

Ich bin wirklich froh, dass die Feier nahezu reibungslos und perfekt abgelaufen ist. Das war für die Chinesen wirklich wichtig, um ihr Gesicht vor der Weltöffentlichkeit zu bewahren. Ich meine bei der schlechten Kritik (zu Recht oder zu Unrecht, das sei jetzt erstmal dahingestellt), die die Chinesen im Vorfeld einstecken mussten, möchte ich mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Eröffnungsveranstaltung kein Erfolg geworden wäre.

Puuhhh…gerade für die vielen „kleinen“ Leute ist es sehr wichtig, ihr Land und ihre Sportler der Welt zu präsentieren. Dabei sind sie so stolz, diese Olympiade auszurichten, selbst wenn sie selber keine Tickets haben und somit nur vor dem Fernseher mitfiebern können. Dass das Bild Chinas im Ausland teilweise so negativ ist, verstehen sie oft gar nicht, da sie von den schlechten Nachrichten überhaupt nichts mitbekommen.