Saturday, March 10th, 2007


Vor einiger Zeit wurde ich wieder mal gefragt, ob ich nicht an einem Buch über China mitwirken wolle. Kein Honorar, allerdings eine Umsatzbeteiligung. Als Grundlage könne man doch die Chinaseite nehmen und das Projekt schnell fertigstellen.

Ich habe das Angebot (wieder) abgelehnt.

Wenn Bücher über China so geschrieben werden (man kopiert mal eben und nimmt sich nicht die Zeit, alles zu prüfen), ist es kein Wunder, dass sich oft schlecht recherchierte Informationen verbreiten. Wir recherchieren für die Berichte auf Chinaseite.de zwar gründlich, aber in Buchform, wo man praktisch keine Möglichkeit zur Korrektur hat, will ich die Chinaseite erstmal nicht sehen.

Normalerweise stehen für die chinesische Internetzensurbehörde vor allem chinesischsprachige Webseiten im Vordergrund. Es gibt ja viele westliche “Experten”, die glauben, das Internet sei der Grabstein des kommunistischen Systems. Dabei wird aber übersehen, dass viele Chinesen kein englisch sprechen und sowieso nur zum Spielen und Chatten ins Internet gehen. Nur eine Minderheit wird sich für ausländische Webseiten interessieren. Aus Prinzip gesperrt sind natürlich Webseiten von Falungong, einigen Menschenrechtsorganisationen und Webseiten, der tibetischen Exilregierung. Die Wikipedia ist gesperrt, wobei der Artikel über China in der Wikipedia nicht einmal über Proxy-Dienste komplett lesbar ist.

Eher symbolisch ist wohl die Sperrung von ganz wenigen großen englischsprachigen Nachrichtenportalen, da die gleichen Nachrichten auch auf anderen Webseiten erreichbar ist.

Im Prinzip kann man sagen, dass die Sperrung von nicht-chinesischsprachigen Webseiten nicht effektiv ist und auch nicht im Vordergrund steht – wichtig ist die Kontrolle von chinesischsprachigen Webseiten oder von ausländischen Organisationen, die regierungskritisch sind UND irgendwie mit China vernetzt sind.

Das Internet als Instrument der Regierung

Die chinesische Regierung ist nicht daran interessiert, die Entwicklung des Internets zu verhindern – das Internet wird gefördert, wo es nur geht.Es ist ein wichtiges Instrument, um Nachrichten der Regierung zu verbreiten – man kann wohl sagen, dass die chinesische Regierung es geschafft hat, auch online im chinesischsprachigen Internet ein Nachrichtenmonopol zu erhalten und Meinungsführer zu sein.

Außerdem sollen über das Internet Gesetze und Verordnungen veröffentlich werden, mit dem Ziel, Korruption zu verringern. Auch einfache Leute in der Provinz sollen die Möglichkeit haben, sich über das Internet über ihre Rechte kundig zu machen.

Eine Ausnahme bei der bisherigen Vernachlässigung ausländischer Webseiten scheinen aber ausländische Community-Webseiten zu sein. Chinesische Webseitenbetreiber müssen sich registrieren, auch chinesische Blogger sollen sich registrieren und nicht mehr anonym bloggen dürfen, auch wenn noch nicht ganz klar ist, wie das durchgesetzt werden soll. Ausländische englischsprachige Blog-Communities werden deshalb immer öfter gesperrt, um zu verhindern, dass Chinesen einfach auf ausländische Portale ausweichen. Mit einigen großen Anbietern von online communities hat die Chinesische Regierung wahrscheinlich Absprachen getroffen (blogger.com von google ist erreichbar, auch MSN-Spaces).

Gesperrt sind in China z.B. die bekannte Blogsuchmaschine technocrati.com. Seit neuestem aber auch http://www.livejournal.com, eine der populärsten Blog-communities.

Es wäre interessant zu erfahren, wieviele Chinesen livejournal verwendet haben. Insgesamt gibt es dort 1,8 Millionen blogs, unter den Top-Ten sind Chinesische Nutzer auf jeden Fall laut einer Hochrechnung auf Wikipedia nicht: http://en.wikipedia.org/wiki/LiveJournal.

Eventuell ist die Blockierung von livejournal auch nur eine vorübergehende Aktion, da während wichtiger politischer Ereignisse in China oft die Zensur ausländischer Webseiten verschärft wird. Anlass für die Sperrung könnte die Sitzung des Nationalen Volkskongress sein.

Wer nach neuen Ideen im IT-Bereich sucht, sollte sich am besten in Korea umschauen. Korea ist das High-Techland schlechthin, wahrscheinlich sind in keinem anderen Land der Welt (außer vielleicht Japan) die Menschen bereit, soviel Geld für Luxus, Technik und Bildung auszugeben.

Viele “neuen” Ideen, die mir ab und zu ganz begeistert präsentiert werden, sind in Korea schon verwirklicht worden.

Auf Ihrer Webseite stellt das Ministry of Commerce of the People’s Republic of China Gesetzesänderungen und ihre sonstigen Aktivitäten vor. Auch sonst ist die Webseite eine gute Informationsquelle für Statistiken, Nachrichten und Events (Messen, Ausstellungen).

http://english.mofcom.gov.cn/static/column/policyrelease/domesticpolicy.html/1

und die Hauptseite auf http://english.mofcom.gov.cn/.