Wir hatten uns schon gefreut, am 3. April hätten Oasis in Peking spielen sollen. Gewiss, die Band hat ihren Zenit wohl schon überschritten, und es gibt heutzutage Musik, die ich lieber hören würde. Da aber die Alternativen gering sind, hätte es auch Oasis getan. Aber schon Wochen vorher, als wir die Tickets kaufen wollten, wurden wir von der Meldung überrascht, dass das Konzert abgesagt wurde. Angeblich wegen finanziellen Problemen des Veranstalters.

In der Zwischenzeit sind wir den Gründen etwas näher gekommen. Und zwar haben wir einen Chinesen amerikanischer Abstammung kennen gelernt, welcher als Musikpromoter in Peking lebt. Dieser erläuterte uns, dass bei Oasis der Bandgründer Noel Gallagher wohl Ende der 90er Jahre bei einem Pro-Tibet Konzert mitgespielt hatte. Dies war einem Offiziellen aufgefallen, und deshalb wurden die Konzerte verboten.

 

Laut diesem Musikmanager gibt es aber noch eine andere Hürde. Und zwar müssen fremdländische Bands vor der Konzertreise ein komplettes Dokument abgeben, in dem sowohl wörtlich alle Liedtexte aufgeführt sind sowie die Ansprachen zwischen den Liedern. Spontanität ade! Angeblich sitzt bei den Konzerten eine Kommission im Hintergrund, welche bei Abweichung von den Texten den Stecker zieht (was ich nicht glaube), aber vor allem später den Veranstalter, und nicht den Sänger, für die Abweichung haftbar macht. Je nach Art der Abweichung geht es hier um Geldstrafen oder Gefängnis. Da die Veranstalter lokale Firmen sind, wird dies wohl der Hauptgrund sein, warum kein Veranstalter sich unter diesen Umständen darauf einlassen will, eine Rockband wie Oasis, die sich in früheren Jahren auch schon mal betrunken auf der Bühne geprügelt haben oder das Publikum anpöbeln, unter Vertrag zu nehmen. Würde ich selber auch nicht machen.

 

Aber das heißt auch, dass wir auch in Zukunft auf gute Konzerte verzichten müssen. Auslöser für die Verschärfung war übrigens wohl die Sängerin Björk, welche nach einem Konzert in Shanghai wohl und dem Song “declare independence” wohl dazu noch “Tibet, Tibet” gerufen hat. Generell kann man darüber streiten, welchen Nutzen es den Tibetern bringt, wenn solche Statements gemacht werden. Aber nun ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Statt Oasis kam übrigens Celine Dion, bei der wohl keine Angst besteht, dass sie aus ihrer Rolle fällt.

 

Leo.