Der letzte Teil der Artikelserie “Arbeitsmarkt für Absolventen”, den ich im Rahmen meines Vortrags an der TU München verfasst habe, ist online. Es geht allgemein um den Arbeitsmarkt nach der Krise, Tips und Tricks, um offene Stellen zu finden, Bewerbungsverfahren in China und die Gehaltsverhandlungen.

Der Artikel beruht natürlich auf meinen eigenen Erfahrungen (sowohl aus Arbeitnehmer als auch Unternehmersicht).

Was ist viel, was ist wenig?

Wenn man sich die Gehaltsschere ansieht, so erkennt man die unglaubliche soziale Kluft, die hier herrscht. Ein gut ausgebildeter Betriebswirt mit 30 Jahren und Fremdsprachenkenntnissen kann zwischen 1.000 und 2.000 Euro verdienen. Ein Taxifahrer kommt auf 200 Euro im Monat, ein Wanderarbeiter auf angeblich 100 bis 150 Euro. Ein Fahrradaufpasser bekommt für das Aufpassen für ein Fahrrad pro Tag 2 Mao (2 Eurocent). Ich weiß nicht, wie man davon in Peking leben kann.

Mit einer Taxifahrerin sind wir damit mal fast in Streit geraten. Beim Einsteigen ins Taxi wurden wir von einer alten Frau bedrängt. Wir gaben ihr 3 Yuan (30 Cent) als Spende. Die Taxifahrerin regte sich tierisch darüber auf, dass sei viel zu viel. Beim Nachrechnen mußten wir ihr recht geben. Für 3 Yuan muss die Taxifahrerin 20 Minuten arbeiten. Und meine Freundin bekam ihre Schuhe für 3 Yuan repariert. Gesteigert wird das ganze noch, wenn man mal ins Umland geht. Übernachtung inkl. Frühstück für 1 Euro. 1 Stunde Rückenmassage für 2 Euro.

Neulich war ich in Ningbor. Ningbor ist schon ein Stück von Beijing entfernt, aber da es einen eigenen Flughafen besitzt, kann an es noch nicht als Provinzkaff bezeichnet werden. Beim Spazieren im Industriegebiet stießen wir auf Neubauten, welche von Wanderarbeitern hochgezogen werden. Der Gastgeber erläuterte, dass diese 60 Euro im Monat erhalten, Kost und Übernachtung inklusive. Die Übernachtung sieht übrigens so aus, dass Zelte mit Holzbrettern als Matratzen aufgeschlagen werden. Im schlechtesten Fall wird ein Seil zwischen zwei Bäumen oder Laternen gespannt, erst eine Plastikfolie darübergelegt, und dann Holzscheite zum beschweren. Fertig ist das Zelt. Da eh 7 Tage die Woche gearbeitet wird, ist es auch nicht wichtig, dass es keine Verkehrsanbindung in die Innenstadt gibt. Und Geld zum ausgeben haben sie ja eh nicht.

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn die eigene Sonnenbrille mehr kostet, als das Gehalt, was die Jungs im Monat zur Verfügung haben.

Liebe Grüße Leo