Es ging im Büro herum wie ein Lauffeuer. Liu Xiang, der chinesische Star, der Sport- und Popstar, der neben dem Basketballhelden Yao Ming auf einer Stufe steht oder sogar noch darüber; der Liu Xiang, dessen Popularität in China wohl mehr ist als Ballack, Schweinsteiger und Lukas P. in Deutschland zusammen, musste sein Rennen abbrechen. Kein dramatisches Stürzen, kein Humpeln auf den letzten Metern, kein Zusammenstoß mit der Hürde, nein, nach dem ersten Fehlstart hat er aufgegeben. Startnummer abgegeben und ab in die Katakomben.  

Probleme mit der Achillesferse!

Unspektakulär und wenig heldenhaft – und deshalb meines Erachtens um so tragischer und um so großartiger. Wer weiß schon so genau, wie groß der Druck auf ihm gelastet und ob ihm das Laufen überhaupt noch Spaß gemacht hat. Wann hat er das letzte Mal gelacht? Und dann …? Dann sagt der Körper irgendwann einmal nein!!! Für meine chinesischen Kollegen teilweise nicht verständlich. „Er hätte wenigstens starten müssen, wenn er schon gekommen ist. Kurz vorher aufgeben, das geht nicht“, meinte eine Kollegin. Sie vermutete, dass er Angst gehabt und deshalb gekniffen hätte. Ich fragte sie, ob sie denn zur Arbeit kommen würde, wenn sie krank sei. Darauf meinte sie „Nein“, aber wenn sie schon auf der Arbeit wäre und dann merken würde, dass sie krank sei, würde sie versuchen, es bis zum Ende des Tages zu schaffen. Jaja, China mag halt keine Verlierer. So traurig das auch ist. 

Liu Xiang, heute wirst du vielleicht 100 Millionen Fans verloren haben, aber mich hast du gewonnen. Erst in der Niederlage zeigt ein Mensch sein wahres Ich. Wenn du mal ein Bier trinken willst, so melde dich.

Liebe Grüße Leo