Monday, October 8th, 2007


Das interessante an China ist ja nicht nur, dass man die chinesische Business-Kultur kennen lernt sondern auch die von anderen westlichen Ländern. Viele Klischees stimmen einfach. Einen Französischen Bekannten muss ich immer erst nach seinem Befinden fragen, ein bisschen small-talk machen, danach kann man über das Geschäftliche reden. Ein Belgier, den ich hier kenne ist dagegen ganz anders gepolt, ich sage kurz “Hallo”, dann geht‘s gleich ans Eingemachte, meistens hat er sogar eine Liste angefertigt mit Dingen, die zu erledigen sind, die wir dann nacheinander abhaken.

Gut kann man die Unterschiede auch an Empfehlungsschreiben ausmachen.

Amerikanische Empfehlungsschreiben klingen immer überschwänglich und viel persönlicher, britische Empfehlungsschreiben klingen schon etwas distanzierter. Für andere europäische Länder bin ich mir dann oft nicht sicher, woran ich mich orientieren soll, wenn ich selbst Empfehlungsschreiben verfasse.
Wenn jemand ein Empfehlungsschreiben in 2 Sprachen (deutsch und englisch – wenn ich gut gelaunt bin, mach ich das) möchte, darf man auf keinen Fall einfach das deutsche Schreiben wörtlich ins Englische übersetzen, das klingt dann so hölzern, dass man es kaum verwenden kann.

Allerdings darf man sich nicht täuschen. Auch in englischsprachigen Empfehlungsschreiben gibt es wie im Deutschen bestimmte Formeln, die man vermeiden sollte bzw. positive Inhalte die nicht fehlen dürfen. Das Empfehlungsschreiben folgt auch einem bestimmten Aufbau und es gibt Dinge, die einfach erwähnt werden müssen, wenn der Brief komplett klingen soll (woher kennt man die Person, wie lange, warum ist man selbst qualifiziert, ein Empfehlungsschreiben zu verfassen, welche besondere Fähigkeit hat die Person im Vergleich zu anderen, die die gleiche Qualifikation haben, wie hat die Person konkret zum Wohl des Unternehmens beigetragen – hier kann man ruhig auch konkrete Zahlen nennen – die Abschlußformel klingt normalerweise sehr überschwenglich).

Wer sich schon mit deutschen Empfehlungsschreiben schwer tut, sollte englischsprachige lieber einem Muttersprachler überlassen, der Erfahrung damit hat.

Mein Büro ist im Zentrum Pekings, gleich an der U-Bahn Station und gut zu erreichen, sowohl mit der Linie 2 als auch mit der Linie 13. Das Bürogebäude ist sehr modern und optisch ein echter Hingucker. Allerdings außerhalb des Business Distrikts Chaoyang. Allmählich machen sich deshalb doch gewisse Standortnachteile bemerkbar.

In unserem Gebäude hat vor kurzem ein Shopping Center eröffnet. Für einige Tage gab es dort auch ein Cafe. Das hat jetzt wieder geschlossen. Die häufigen Besuche dort und die Kaffeesucht, die in den letzten Tagen bei mir wieder ausgebrochen ist, rächen sich jetzt. Letzte Woche habe ich schon verzweifelt nach einem Starbucks in der Nähe gesucht. Die sind doch sonst eigentlich überall.

Für ausländische Unternehmen ist das fehlende Cafe in der Nähe ein echter Standortnachteil – zumindest in meinen Augen. Ich werde alle Kunden, die ich ab jetzt habe, darauf aufmerksam machen, falls dieses Kriterium in ihren Business Plänen feht.