April 2010


Wer auf chinesischen Online Shops oder Online Plattformen wie Aliexpress, ein Ableger von Alibaba.com,  iPad-ähnliche Produkte sieht, noch dazu zum halben Preis, kann sich sicher sein, dass es sich hier um Fälschungen oder Nachahmungen handelt.

Auf aliexpress.com gibt es iPad-Klone bereits ab 200 USD. Laut einem Bericht von newsweek ist der iPad-Klon etwas schwerer und größer als das Original. Viele internationale Firmen haben in China mit Markenpiraterie und Plagiaten zu kämpfen. Dabei geht es nicht nur um DVDs, Autos, oft auch Medizinische Produkte … Fast jede Branche ist inzwischen davon betroffen, auch chinesische Firmen sehen dies als immer größeres Problem an, je mehr sie selbst Innovationen auf den Markt bringen.

aliexpress

Die Weltausstellung 2010  steht vor der Tür, der ein oder andere wird sich überlegen, die Expo zu besuchen. Es wird also Zeit, vor typischen Betrugsmaschen zu warnen, auf die Chinareisende immer wieder hereinfallen

  • gefälschte Tickets. Die werden bereits in diversen Internetauktionshäußern angeboten. Wer eine Expo-Reise unternehmen möchte und noch keine Erfahrung mit China hat, sollte überlegen, ob er nicht bei einem deutschen Reisebüro eine Expo-Reise bucht. Oder eben vor Ort kauft. Hier aber auch wieder darauf achten, dass man nicht auf Tickethändler hereinfällt, die eventuell rund um das Expo-Gelände auftauchen könnten. Wie Tickets aussehen und wo man sie bestellen kann findet man hier: http://en.expo2010.cn/expotickets/indexn.htm
  • Man läßt sich abschleppen: Auch dieser Trick ist alt und es gibt ihn in vielen Variationen.
    Touristen werden von Chinesinnen angesprochen, die den Touristen in ein Cafe locken, etwas teures bestellen und dann verschwinden. Der Tourist wird dann angehalten, die Rechnung zu zahlen
    Vor allem weibliche Touristen werden angesprochen und mit kostenlosen Angeboten gelockt. Z.B. sich schmicken zu lassen. Man landet dann in einer Nebengasse und wird unter Druck gesetzt, Geld für einen überteuerten Service zu zahlen
    Rund um Sehenswürdigkeiten gibt es immer noch Verkäufer von Gemälden oder ähnlichem zu total überteuerten Preisen. Die Verkäufer sind meist als Kunststudenten getarnt.
  • Es werden Spam Emails versendet, die angeblich von den Veranstaltern der Expo kommen. Die Links leiten den Empfänger dann auf eine Seite weiter, die Schadprogramme enhält
  • Ich habe auch schon diverse Emails und Angebote erhalten, z.B. die Nutzung des Expo-Logos oder Investitionsmodelle rund um Shanghai. Ich habe das ungeprüft in den Spam-Ordner geschoben. Genau wie bei den Olympischen Spielen ist die Nutzung der Expo-Logos reglementiert und wird von den Organisatoren natürlich auch überwacht.

Ziemlich zum Schmunzeln fand ich die folgende Meldung der ChinaDaily über eine Copyright-Verletzung. Anscheinend wurden Teile des expo-Songs von einem japanischen Song geklaut:

http://www.chinadaily.com.cn/china/2010expo/2010-04/18/content_9744319.htm

Copyright-Verletzung? Da gab es doch auch schon ein kleines Skandälchen vor Olympia 2008:

http://blogger.chinaseite.de/2008/03/10/olympia-wie-man-sich-blamiert.html

Die Weltausstellung in Shanghai beginnt am 1. Mai 2010.

Mehr zur Expo 2010.

Es kommt ja nicht oft vor dass ich was wirklich wichtiges zu berichten habe. Bei dieser Nachricht aus China hat es mich aber umgehauen.

Endlich haben China und Nepal erklärt, dass sie nicht klären können wie hoch der Mount Everest denn wirklich ist.

Laut China ist der Mount Everest 8844.43 Meter hoch. Laut Nepal aber 8848 Meter.Beide Länder haben jetzt erklärt, dass sie die Messung des anderen Landes als korrekt anerkennen.

Der Unterschied liegt darin, dass China nur bis zum Steingipfel misst, ohne den Schnee mitzuzählen. In Nepal zählt der Schnee mit, deshalb ist der Gipfel höher.  Ich nehme dann aber doch lieber die GPS-Messung der United States National Geographic Society. Demnach ist der Gipfel 8850 Meter hoch. Ich finde, die Zahl lässt sich leichter merken.

Die Gerüchteküche brodelt schon seit einigen Tagen, konkret schein es aber nicht zu sein.

Kurz nach Googles Weggang plant angeblich Facebook den Einstieg nach China. Diese Nachricht hat jetzt auch den Einzug in die chinesischen Printmedien gehalten. Laut Larry Yu, dem Spracher von Facebook, beobachtet Facebook jedoch den Markt nur wie viele andere, hat jedoch keine konkreten Pläne. Nach Googles Ausstieg ist es PR-technisch auch nicht unbedingt der beste Zeitpunkt nach China zu gehen.

Auch für die letzten Zweifler sollte jetzt klar sein – Google hat sich mit seiner Suchmaschine endgültig aus China verabschiedet. Die ICP-Lizenz von Google (ICP = Internet Content Provider) ist Ende März ausgelaufen und wurde nicht verlängert.

Eine ICP-Lizenz wird von jedem Betreiber einer Webseite (auch von privaten Webseiten) benötigt, wenn er innerhalb Chinas hosten möchte.

Google wird allerdings weiterhin ein Forschungszentrum in China betreiben und auch weiterhin Werbung auf seinen Webseiten verkaufen.

Klagen gegen Google?

Es kann gut sein, dass Google sich in China bald gerichtlichen Auseinandersetzungen mit ehemaligen Partnern stellen muss, die Google eventuell Vertragsbruch vorwerfen könnten. Google dürfte dabei vor chinesischen Gerichten einen schweren Stand haben.

Interessanterweise gibt es übrigens Gerüchte, dass Facebook seinen Dienst in China anbieten möchte. Derzeit ist Facebook in China gesperrt.

Hätte ich letztes Jahr in China auf ein Beratungsunternehmen gehört, hätte ich wohl für ein bestimmtes Projekt im Online-Bereich ein Rep-Office aufgebaut, mit einer Offshore-Holding in Hong Kong.

Repräsentanzen in China  sind im Prinzip beschränkt auf

  • Ausführen von Recherchen
  • Unterstützung der Muttergesellschaft in China
  • Werbung für die Muttergesellschaft
  • Im Prinzip alles, was keinen direkten Gewinn für das Office in China erwirtschaftet

In der Praxis wurde in den letzten Jahren diese Struktur allerdings äußerst strapaziert. Obwohl man als Rep-Office keine Verträge abschließen und kein Einkommen erwirtschaften darf, haben viele ausländische Firmen z.B. über Hong Kong oder “geliehene Rechnungen” und über spezialisierte HR-Firmen, welche Angestellte bezahlen (Rep-Offices dürfen nicht direkt chinesische Angestellte einstellen), trotzdem quasi ein gewinnorientiertes Business betrieben.

Damit wird es wohl bald vorbei sein.

Wie gesagt gab es viele Rep-Offices in Verbindung mit einer eigens dafür gegründeten Firma in Hong Kong. Allerdings wird in Zukunft wohl von den Behörden strenger darauf geachtet werden, dass die Muttergesellschaft bereits 2 Jahre existiert.  Dies macht eine Offshore-Struktur in vielen Fällen unmöglich bzw. man hat nur die Möglichkeit, eine Briefkastenfirma, die bereist mehr als 2 Jahre existiert, zu kaufen.

Briefkastenfirmen sind übrigens völlig legal, werden nur oft als Möglichkeit zur Steuerhinterziehung mißbraucht.

Darüber hinaus sind Rep-Offices nur noch für 1 Jahr gültig, nicht mehr für 3 Jahre. Und die Behörden werden wohl die Aktivitäten von Repräsentanzen strenger kontrollieren.

Es kann also durchaus sein, dass Rep-Offices in China bald aussterben. Für die meisten Unternehmen sind sie jetzt schon nicht mehr die richtige Unternehmensform, um in China tätig zu werden.

Für den Berater, der uns letzes Jahr die Rep-Office-Struktur vorgeschlagen hat, ist China wohl immer noch der wilde Osten, in dem man als ausländisches Unternehmen beliebig in Graubereichen operieren und eventuelle Strafzahlungen in Kauf nehmen kann.

Mal wieder etwas für die Kategorie “Was mache ich gerade?” im Blog.

Ich habe einen Bewerbung einer Chinesin oder eines Chinesen (?) erhalten, habe allerdings keine Ahnung, ob der Name männlich oder weiblich ist, leider ist der Name nur in Pinyin geschrieben.

Ich tippe mal (nach einer kurzen Internetrecherche) auf weiblich und hoffe ich liege bei der Antwort richtig.

Ich bekomme öfters mal Emails oder telefonische Anfragen von Firmen, die im Zusammenhang mit China einem Betrug aufgesessen sind. Meistens geht es darum, dass Betroffene versuchten, Warenkleidung, Kamerazubehör oder ähnliches online aus China zu einem Bruchteil des Marktpreises zu bestellen. Hier mal eine Zusammenfassung der üblichen Scams

  • Billige Markenware oder Elektronik: Über einen seriös aufgebauten Online Shop wird Markenware verkauft. Der Support ist professionell und geschieht per skype, Email oder telefonisch. Nach Bezahlung erfolgt keine Lieferung sondern es werden Nachzahlungen verlangt. Standardbegründungen: Lieferkosten sind gestiegen, die Ware wird vom Zoll zurückgehalten, das günstige Angebot ist “ausgelaufen” und man solle etwas nachzahlen.
    Lösung: Falls man per Western Union bezahlt hat, ist das Geld normalerweise futsch. Und bitte nicht bei mir beschweren, wenn ich den Betroffenen keine kostenlose Hilfe anbiete.
  • Domainregistrierung: Anbieter senden einem Unternehmen mit Internetseite die Nachricht, sie hätten eine Anfrage über die Registrierung einer cn-Domain oder ähnliches mit dem Markennamen oder Domainnamen des Unternehmens erhalten und müssten jetzt überprüfen, ob die Registrierung zulässig sei (Grund der Überprüfung: beliebig). Gleichzeitig wird dem Unternehmen die Registrierung der Domains zu Wucherpreisen angeboten.
    Lösung: Nachricht in den Spam-Ordner verschieben
  • Zahlungen oder Lieferungen weiterleiten: Es wird ein “Represantative” für ein bestimmtes Land gesucht. Der soll dann vor allem Zahlungen von “Kunden” entgegennehmen und diese Zahlungen dann weiterleiten. Das deutsche Konto des Repräsntanten, an welches die gutgläubige Kunden der chinesischen Firma überweisen, dient dazu, Vertrauen aufzubauen – das Geld wird ja an ein deutsches Konto überwiesen. Das Geld, welches vom Repräsentanten nach China weitergeleitet wird, ist dann futsch, Ware aus China wird nie geliefert. Alternativ bestellt der chinesische Betrüger Ware im Namen des “Repräsentanten”. Der Repräsentant leitet diese Ware weiter nach China und erhält Wochen später Rechnungen von deutschen Lieferanten.
  • Der Verkauf von akademischen Titeln. Solche Titel-Verkäufer gibt es auch “offline”, an Nebeneingängen an den meisten Eliteunis in China. Diese Titel sind natürlich wertlos, selbst wenn sie mit irgendwelchen Leistungen verbunden waren.
  • Online-Kontakte und Geschenke: Westliche Firmen werden kontaktiert und dann zu Verhandlungen nach China eingeladen. Dort werden dann teure Geschenke verlangt, da dies in China so üblich sei. Die Kosten für Hotels, Essen usw. werden natürlich auch von der westlichen Firma getragen. Es kommt aber nie zu einem Geschäftsabschluss, die chinesischen Geschäftspartner verschwinden dann.
  • Bestellungen und Zahlung per Scheck oder Kreditkarte: Ein chinesisches Unternehmen kontaktiert eine Deutsche Firma und bestellt Ware . Die wird dann mit gefälschten Schecks von unbeteiligten und scheinbar seriösen Drittfirmen bezahlt, die dem chinesischen Kunden angeblich noch Geld schulden. Die Schecks platzen dann, die Ware ist normalerweise futsch.

Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Betroffener sein Geld oder seine Ware zurückerhalten hat. Unter meist sehr nobel klingenden Adressen, die in den Webseiten, Emails oder Bestellungen angegeben sind, findet sich keine Firma. Über die Webseiten “Whois” Einträge an die Betreiber heranzukommen ist ebenfalls kaum möglich.

Grundsätzlich gilt bei allen Unternehmungen im Ausland – nicht nur in China: Geschäfte laufen nicht über Vertrauen sondern über Kontrolle.