Handel mit China


Und wieder habe ich eine Anfrage  erhalten von einem Händler, der Elektronikware billig aus China kaufen wollte. Die übliche Masche, Testkauf,  guter Service per Email und Skype, Zahlung per Überweisung, anschließend angeblich Probleme beim Zoll, Nachzahlung. Dann war der Kontakt weg.

Dieses mal kam aber hinzu, dass der Betroffene einen deutschen Anwalt einschaltete, der ihm nicht etwa den Rat gab, die Sache einfach zu vergessen, sonder ihm den Rat gab, einen rechtlichen Vertreter in China zu beauftragen um seine Forderungen durchzusetzen.

Den Rat, die Sache zu vergessen hat er jetzt für weitere 150 USD nach kurzer Recherche eben von einem US-Anwalt in China erhalten.

Aus einer Email, die ich neulich erhielt:

I recently made a purchase of the Apple iPhone from a company called XXXX. I paid for the phone via Western Union money transfer. After a couple of days I recieved an email stating that the phone was being held in The China Customs Warehouse. I paid, again via Western Union, the taxes to supposedly get the package released. Since the last payment, the company will not respond to my emails, they have not sent my goods & I am £307 out of pocket. Please can you help me. the other trading name of XXXX is YYY. … in Luohe. Henan Province. China.”

Leider ist die Masche weit verbreitet. Eine chinesische Firma bietet ein Produkt an, oft zum halben Preis. Der Service ist professionell und schnell, Kontakt per skype. Da wird natürlich jede Vorsicht über Bord geworfen. Zahlung dann per Western Union.  Das unverschämteste an der Masche ist, dass der falsche chinesische Lieferant dann noch versucht einen Nachschlag zu erhalten, indem er die Sache mit dem Zoll erfindet. Danach bricht der Kontakt plötzlich ab, das Produkt und sein Geld sieht man nie wieder.

Ich kann nur jedem raten, der günstige Angebote von Markenprodukten aus China im Internet findet, vorsichtig zu sein oder  am besten die Finger davon zu lassen.

Er will dort die Sicherheitsstandards persönlich überprüfen, damit er auch persönlich für die Sicherheit der Produkte garantieren kann. Meiner Meinung nach nicht mehr als ein PR-Gag, die westlichen Hersteller sollten sich lieber mal darum bemühen, weniger auf den Preis zu drücken und eine effektive Qualitätskontrolle aufzubauen. Es ist doch klar, dass ein chinesischer Produzent, der andauernd unter Konkurrenz- und Preisdruck seiner Abnehmer steht, versucht, zu billiger (und damit meist schlechtere Qualität) zu produzieren.
Ein Deal muss für beide Seiten fair sein, für den chinesischen Lieferanten zumindest so fair, dass er es sich leisten kann, Qualitätsstandards einzuhalten.

China wird jetzt im Prinzip die Schuld für die mangelnde Qualitätskontrolle der westlichen Firmen in die Schuhe geschoben.

Wobei – ich finde es sehr manchmal sehr merkwürdig, dass chinesische Vertreter vor allem die Sicherheit der Güter betonen, die für den Export bestimmt sind, da in China oft für Exportgüter und die Güter für den Verkauf im Inland unterschiedliche Standards gelten.

Es ist doch überraschend, wie klein die Welt derjenigen ist, die mit China zu tun haben und wie man sich wiedertrifft.

Neulich bekam ich wieder mal einen Anruf eines deutschen Händlers. Ein nettes Gespräch, er wollte Produkte in China einkaufen und von uns ein paar Adressen von Lieferanten. Als ihm klar wurde, dass ich mir die Adressen nicht mal kurz aus dem Ärmel schütteln kann und das ganze Geld kostet, wollte er lieber selbst in die Hand nehmen. Ist ja klar, dass ich nicht gegen eine Provision nur im Erfolgsfall arbeiten kann.

Gestern hat mir ein Bekannter erzählt, dass derselbe Händler (der Name klang zumindest ähnlich) auch bei ihm angerufen hat – allerdings ging es diesesmal um eine Recherche, ob eine gewisse Firma, an die er einen Vorschuß gezahlt hatte, auch wirklich existiere. In dem Fall hat der Händler allerdings Glück gehabt. Die Firma hatte ihren Sitz in Peking und sie gab es tatsächlich. Die Nachforschungen ergaben, dass die Probleme (nur eine kurze Lieferverzögerung) nicht vorgetäuscht waren.

Trotzdem fand ich es bemerkenswert, dass der Händler die erste Lieferung zu 100% im Vorraus bezahlt hatte.

Man sollte sich vor billigen Schnäppchen aus China hüten – vor allem wenn das Schnäppchen, in dem Fall eine Kamera nur 1/3 des normalen Kaufpreises kostet. Und was ich immer wieder betone – eine gut aufgemachte Webseite und ein “professioneller” Kundenservice per Email (oder wie in diesem Fall Skype) ist kein Beweis für Seriosität – höchstens für Professionalität – und Betrüger gehen inzwischen sehr professionell vor.

Ein Bekannter kam mit einem leider sehr gängigen Problem zu mir. Sein Geschäftspartner hat in China online eine Kamera bestellt – klar, bei einem Schnäppchen (400 Euro anstatt 1200 Euro) muss man zuschlagen. Der Kontakt war schnell hergestellt, die Webseite sah seriös aus, der Händler hatte auf seiner Webseite eine Addresse im World-Trade Center in Peking angegeben – renommierter gehts kaum. Die “Beratung” auf Skype war sehr seriös – und die 400 Euro sehr schnell nach China überwiesen.

Dann kam die Nachricht, die Kamera sei in China beim Zoll, man müsste noch einmal 200 Euro Steuern zahlen, auf das gleiche Konto. Leider könne man keine Bestätigung senden, dass das Paket abgeschickt sei. Tracking Number? Die sei vom Zoll für ungültig erklärt worden.
Einen Freund vorbeischicken? Kein Problem, den würde man abholen und dann zur Firma bringen – nach Treffpunkt oder Telefonnummer wurde gar nicht mehr gefragt.

Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass die Firma nicht existiert, die Webseite hat inzwischen keine Adresse mehr angegeben. Das Geld kann sich der Schnäppchenjäger wohl abschminken.

Immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen drängt es nach China.

Oft bekomme ich auch Anfragen von Einzelpersonen, die nach chinesischen Lieferanten suchen und (natürlich kostenlos) einfach mal ein paar Adressen von potentiellen Lieferanten von mir wollen, keine Ahnung haben, dass bei der Auswahl eine Menge Arbeit dahintersteckt oder mir anbieten, zu 100% auf Provisionsbasis zu arbeiten. Jeder ist von seiner Idee überzeugt und denkt, wenn ich mit ihm zusammenarbeite, würde ich zwangsläufig profitieren.

Meine Standardantwort auf Anfragen nach kostenlosem support ist im Prinzip eine Preisliste und ab und zu gebe ich noch Informationen über Portale wie Alibaba.com oder http://www.chinasuppliers.globalsources.com/SITE/top-china-suppliers.html.

Allerdings sollte man sich nichts vormachen, wenn man nach chinesischen Lieferanten nur im Internet sucht. Die Webseite von Unternehmen sagt nicht das geringste über die Qualität der Produkte aus, die man am Ende vom Unternehmen erhält.

Wie sieht es mit Online Portalen aus? Dort werden oft tausende von chinesischen Lieferanten für verschiedene Produkte aufgelistet. Es gibt verschiedene Account-Typen, die Vertrauen herstellen sollen.

Um “certified supplier” in einigen Online-Portalen zu werden, benötigt man meist nur eine Kopie der Business-Lizenz und Geld für den Jahresbeitrag. Das ist an sich noch kein Beweis, dass dieser Lieferant wirklich existiert. Okay, einige Portale bieten auch upgrade-accounts an, z.B. garantieren sie dann, dass der chinesischer Lieferant, der sich dort eingetragen hat, auch wirklich besucht wurde. So kann man als westlicher Käufer schonmal einigermaßen sicher sein, dass der Lieferant existiert.

Aber im Prinzip muss man sich klarmachen, dass solche Online-Portale für suppliers Geld verdienen möchten, d.h in erster Linie sind solche Accounts natürlich nur Marketing-Tools der Portale

Wie fängt man trotzdem klein an?

Wenn man nur eine Idee und kein Kapital hat, ist vieles Glücksache bzw. geht of zwangsläufig schief. Man versucht überall zu sparen, macht die Recherche online und bestellt dann Produkte, ohne vorher die Firma besucht zu haben. Das Risiko in solchen Fällen ist natürlich extrem groß.

Man wird, wenn man nur kleine Mengen bestellt, kaum die Aufmerksamkeit eines chinesische Lieferanten erhalten, sondern muss über Handelshäuser oder Zwischenhändler gehen. Und erstmal Proben erhalten? Auch dafür muss bezahlt werden.

Qualitätskontrolle

Im Prinzip gibt es 3 Möglichkeiten

1) Man beauftragt ein spezialisiertes Unternehmen mit der Qualitätskontrolle
2) Jemand aus der eigenen Firma führt die Qualitätskontrolle durch
3) Man verläßt sich auf die Qualitätskontrollen des Lieferanten und führt keine eigene Qualitätskontrolle durch

Von Punkt 3 ist natürlich abzuraten – es kommt aber vor allem immer wieder bei kleinen Bestellungen vor, dass keine Qualitätskontrolle gemacht wird

Man sollte sich aber klarmachen, dass man als Importeur für die Produkte, die aus China kommen, haftet. D.h. selbst wenn man den Lieferanten gefunden hat, muss man eine effektive Qualitätskontrolle etablieren – nicht nur für die erste Lieferung sondern auch für alle nachfolgenden Lieferungen.

Wie zahlt man?

Natürlich ist hier alles Verhandlungssache, welche Zahlungsart wird ausgemacht, wann wird bezahlt usw. Hier läßt sich über die Risiken ein ganzer Roman schreiben.

Eine typische Abwicklung wäre z.B. 30% Anzahlung und 70% nach Verschiffung des Produkts oder z.B. ca. 1/3 bei Vertragsabschluss, 1/3 nach Qualitätskontrolle und Verschiffung, 1/3 nach Ankunft in Deutschland. Hier kann man viel verhandeln, je länger man Vertragspartner ist, desto eher sollte man die Zahlungsbedingungen zu seinen Gunsten ändern (nicht umgekehrt).