December 2007


Wie ich eben erfahren habe, ist es den Verantwortlichen in meiner ehemaligen Wohneinheit inzwischen zu dumm geworden, ihren manuellen Olympia-Countdown jeden morgen auf den neuesten Stand zu bringen. Eventuell liegt es nur an der morgendlichen Kälte, es kann aber auch sein, dass die (verordnete) Begeisterung für Olympia etwas nachgelassen hat. Ich hoffe natürlich, dass sich das nicht auf die pünktliche Eröffnung der Olympischen Spiele 2008 in Peking auswirkt, die ja am 8.8.2008 um 8.08 Uhr beginnen sollen.

In der Zwischenzeit sind mir natürlich noch einige Dinge aufgefallen, die sich in diesem (bzw. letzten) Jahr in Deutschland geändert haben bzw. die ich erst jetzt mitbekomme:

  • Die Ladenöffnungszeiten haben sich chinesischen Verhältnissen angeglichen, irgendwie kann man viel länger einkaufen als letztes Jahr
  • es scheint eine Art Pokermania ausgebrochen zu sein während ich weg war
  • mit dem deutschen Humor geht es weiter abwärts, es gab tatsächlich eine Fortsetzung der 7 Zwerge (schon 2006) und
  • ein gewisser Mario Barth versucht, lustig zu sein und verdient damit anscheinend Geld
  • es gibt noch mehr Kreisverkehre in Deutschland, die Kreuzungen sterben bald aus
  • eine Busfahrt kostet hier vor Ort jetzt umgerechnet 30 yuan (fast 3 Euro)
  • in Aral-Tankstellen gibt es jetzt merkwürdige Benzinsorten
  • schneit es noch weniger als vor einem Jahr?
  • Es gibt in Deutschland eine neue Hotelkette namens “Tokio Hotel”

Ansonsten bin ich auch in China anscheinend dank Internet und Kommunikationsmöglichkeiten wie skype ganz gut auf dem Laufenden geblieben.

Ich bin mal wieder in Deutschland. Ein Kulturschock ist das zwar nicht, allerdings muss man sich schon an einiges gewöhnen:

  • die Leute reagieren auf ein ??? (duibuqi, chines. für Entschuldigung) ziemlich unverständlich (das Problem gibt es nur während der ersten paar Stunden in Deutschland, dann ist das Gehirn wieder ganz auf deutsche Sprache eingestellt)
  • die Verpackung der Milka-Schokolade hat sich geändert (soll so angeblich besser schmecken)
  • die Postfiliale ist jetzt im Dönerladen und wird von einer Frau bedient, der man ihre Unsicherheit bei der Bedienung der Kasse deutlich anmerkt
  • das y ist jetzt ein z und umgekehrt (auf der Tastatur)
  • die Bedienung bei der örtlichen Bäckerei ist ungewohnt höflich
  • die Kellner(innen) brüllen nicht durch das ganze Restaurant
  • das Internet ist plötzlich so schnell
  • rote Ampeln werden von den meisten Leuten beachtet
  • Taxis gibt es fast nur an Bahnhöfen, sonst muss man die tatsächlich vorher anrufen

In den nächsten Tagen gibt es hier bestimmt noch eine Menge Ergänzungen.

Ich bin mit einem Touristenvisum nach China eingereist. Dies war notwendig da der Visadienst den ich beauftragt hatte, meine Unterlagen für ein Z-Visum verschlampt hatte und mir einfach ein Touristenvisum schickte – das Antragsformular hatten sie wohl selbst geändert. Es war nicht mehr genug Zeit um das zu ändern.

In China habe ich das Touristenvisum dann erstmal in ein F-Visum umgewandelt.

Jetzt wollte ich eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Alle Unterlagen waren da – das Problem war nur, dass ich eben mit einem Touristenvisum eingereist bin. Auch als rechtlicher Vertreter der Firma muss man mindestens mit einem F-Visum nach China eingereist sein um eine Aufenthaltgenehmigung zu erhalten. Einfach nur ein F-Visum zu besitzen zählt nicht.

Das ist zwar nur ein kleines Beispiel.

In China ist es aber oft so, dass man einige Dinge vorläufig erledigt oder sich auf das goodwill eines Sachbearbeiters verläßt und etwas nicht 100%ig korrekt handhabt – China gilt ja als das Land, in dem man immer irgendwelche Lösungen findet. Dies ist aber immer weniger der Fall.

Irgendwann ändern sich entweder irgendwelche Vorschriften oder ein anderer Sachbearbeiter setzt die Vorschriften strenger um und stellt dann unbequeme Fragen. Ich habe das auch oft bei Firmenregistrierungen erlebt, dass Anwälte, die zwar die Vorschriften kennen aber nicht genau wissen, wie sie inzwischen umgesetzt werden, Tips geben, wie man Formalität X oder Y einfacher erledigen kann. Irgenwann fallen aber solche Abkürzungen meiner Erfahrung nach immer auf einen zurück. Vor allem in China sollte man deshalb immer alles 100%ig nach Vorschrift erledigen um spätere Probleme zu vermeiden.

Eine lustige Erfahrung im Visa Center am Schalter für die Beantragung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung. Vor mir steht ein anderer Westler, seit 15 Jahren in China. Er versucht dem Beamten klarzumachen dass ihm irgendjemand gesagt habe, er brauche für die Kopie des Formulars XY keinen Stempel des Arbeitgebers.

Erstmal benötigt man in China für alles einen Stempel, am besten einen roten (mehrere sind meistens besser). Nach 15 Jahren in China sollte man das wissen.

Der Mann vor mir war in den 15 Jahren anscheinend nicht fähig sich auch nur ansatzweise an die chinesische Kultur anzupassen, auf jeden Fall fing er irgendwann an den Beamten anzubrüllen. Sein chinesisch war sehr schlecht er versuchte dem Beamten klarzumachen, dass er nach 15 Jahren in China wisse, was für Formulare bzw. Stempel er benötige.

Die Antwort des Beamten war entsprechen kühl: 15 ? … ?????????? (Warum haben Sie in 15 Jahren nicht richtig chinesisch gelernt?).

Ich habe mich gerade noch beherrschen können.

Hier eine interessante Diskussion, was wohl aus Chinas wirtschaftlicher Entwicklung wird.

Und hier ist Teil 2: