Kurzbesuch in Deutschland. 8 Tage frische Luft; Kollegen, die einem nach dem Leben in Beijing fragen; grüne Flecken überall in der Stadt; ich entdecke die Langsamkeit der Metropole Hamburg; Menschen, die mich überall verstehen, wenigstens sprachlich; Straßencafes und unzensierte Zeitungen…es sind viele Eindrücke, die auf einen einströmen.

Ich merke, dass mir einiges in Beijing fehlt – und bin doch froh, bald wieder weg zu sein. Ich merke, dass ich mich nach meiner Rückkehr nach Deutschland schnell wieder heimisch fühlen werde, und doch, noch ist keine Zeit dafür. Ich merke andauernd, dass ich vergleichen will. Was ist besser, was schlechter, was fehlt mir, was schätze ich an dem Leben hier. Ist es überhaupt vergleichbar? Oder sollte man es einfach kommentarlos lassen – 2 Welten, die zueinander gehören, und doch nicht ineinander passen? Ich weiß nicht so genau, was ich schreiben soll. Doch was mir doch angenehm auffällt in Hamburg ist die Tatsache, dass ich hier einer bin – einer von vielen. Ich falle nicht auf. Wegen mir ändern sich die Preise im Restaurant nicht, es wird niemand freundlicher, aber ich habe auch nicht das Gefühl, beobachtet zu werden.

Das Leben hier in Deutschland erscheint mir leichter, weniger Planung, es ergibt sich so, Auswege finden sich einfacher. Ich merke, dass ich hierher gehöre. Langfristig. Aber noch ist die Reise nicht zu Ende…und manches würde ich doch gerne übernehmen. So hätte ich die Kellnerin im Restaurant heute gerne mit einem lauten Fuwuyuan (noch besser im Beijinger Dialekt “Fuwuyu-ar”) auf uns aufmerksam gemacht. Stattdessen recke ich leicht den Arm, starre sie an und hoffe, dass sie mich irgendwann bemerkt, zu uns kommt, und ich sagen kann: “Entschuldigen Sie, aber wir würden gerne zahlen”. Und wenn am Freitag der Heizungsmechaniker kommt, und ich danach auf die Rechnung blicke und aus den Latschen kippe, dann weiß ich: Hier bin ich daheim, hier gehöre ich hin. Beijing, 10 Flugstunden nur entfernt, du bist eine anderer Welt. Ich vermisse dich, aber wenn ich dich wieder habe, zähle ich die Tage, dich wieder zu verlassen.

Liebe Grüße Leo.