October 2008


Wie ich unter “Handwerker” schon mal berichtet habe, ist die Türe in unserer Arbeit ja ein einziges Sorgenkind. Bisher hat es noch keiner geschafft, das Ding konstant am Leben zu halten. Letzten Freitag war es wieder so weit: Totalausfall. Nun heißt es warten. Bin gespannt, ob sie dieses Mal eine Leiter mitbringen. Sicherheitshalber bringe ich meine Ikea Schraubkiste mit – falls sie ohne Werkzeug einlaufen.

Leo.

finden selbst die Chinesen komisch.

Hatte heute 2 Freunde dabei, die nicht wußten, wo ich wohne. Da ich selbst mit dem Rad unterwegs war, habe ich sie kurzerhand mitgenommen. In China werden ja oft Freunde auf dem Gepäckträger mitgenommen. Aber dass eine Frau vorne auf der Stange, und hinten ein Mann auf dem Gepäckträger sind, und sich ein Schlipsträger abmüht, das ganze anzutreiben, dass haben wohl auch noch nicht viele Chinesen gesehen. Viele lächelten uns an oder riefen uns aufmunternde Sprüche zu. Zum Glück war heute kein Gegenwind.

Leo.

Pornographie ist in China, wenigstens meines Wissens, verboten. Umso erstaunter waren wir, als wir auf einigen Märkten dennoch recht öffentlich eindeutige DVDs fanden. Zwar waren die wichtigsten Körperteile züchtig mit schwarzen Sternen überdeckt oder unscharf gemacht – aber wie sieht es wohl auf der DVD selber aus?

Im Namen der Wissenschaft und natürlich dem Blog zuliebe erstanden wir heute eine solche DVD, welche wir in einem Supermarkt neben den Sportvideos entdeckten. Für 8 Yuan bekamen wir sogar eine Doppel DVD. Wir waren gespannt. In wie weit wird das gehalten, was auf der Verpackung zu sehen ist?

Zuhause haben wir gleich den DVD Player angeworfen – und wurden überrascht. Alle Pärchen im Video, welches innerhalb der verschiedenen Kapitel auftreten, tragen Unterhosen, sowie die Frauen einen BH. Es wird nicht direkt in die Kamera geschaut, und die Gesichtsausdrücke sind eher steif. Kein Lachen, kein Küssen. Dafür wird in unterschiedlichsten Positionen der Geschlechtsakt angedeutet. Im Hintergrund spricht eine lehrerhafte Stimme, und am Ende jedes Kapitels scheint es so (wir konnten die Schriftzeichen nicht lesen), als wird das vorherige noch mal zusammengefasst. Nach dem 2ten oder 3ten Kapitel fingen wir an zu vermuten, dass es sich wohl eher um eine Art Aufklärungsvideo oder, noch plausibler, eine Art Kamasutra mit Anleitungen für verschiedene Stellungen handelt. Zwischen den Videos sieht man dann ein Pärchen am Strand in einem Strandbuggy fahren – wie das in den ganzen Kontext passt, ist mir noch unklar.

Ich will bald mal auf den anderen DVD Märkten noch weitere kaufen, um zu prüfen, ob wir gerade nur falsch gegriffen haben, oder ob alle DVDs so sind.

Der Kauf der DVD ist ebenfalls noch berichtenswert. Wie so oft, wenn man ein Produkt will, muss man zum zuständigen Verkäuferin gehen. Diese nimmt dann das Produkt an sich, und schreibt eine Rechnung, mit der man dann durch den Laden an eine andere Kasse tingelt. Dort bezahlt man, erhält eine Quittung, und kann mit dieser dann wieder zurückgehen, um sein Produkt zu holen. Da ich jedoch den Stand zum bezahlen nicht gefunden habe, musste ich die Rechnung noch 2 oder 3 anderen Verkäuferinnen unter die Nase halten und fragen, wo ich das bezahlen kann. Täuschte ich mich, oder grinsten alle drei mehr als sonst?

Leo.

Ich hatte mich schon immer mal gefragt was eigentlich passiert, wenn es in den Hutongs mal brennt. Normale Löschfahrzeuge kommen nämlich an einigen Ecken der Hutongs wirklich sehr schlecht ran. Jetzt weiß ich es, aber seht Euch die Antwort darauf mal selbst an…

Feuerwehrfahrzeug

Gestern waren wir mit unserem deutschen Besuch Hotpot essen. Mmmhhh… lecker.

Hotpot (huoguo) in Peking muss man sich wie eine Art Fondue vorstellen. Es werden Fleisch-, Fisch- und Gemüsesorten ausgewählt, welche dann in einem Sud gekocht werden. Dabei kann es sich sogar um zwei Sudarten handeln, sofern man es möchte. Eine ist dann sehr scharf (mala), die andere eher mild (qingtang).  

Es macht schon einen riesigen Spaß, besonders wenn es darum geht die einzelnen Zutaten mit Stäbchen dann wieder aus dem Sud herauszufischen. Eine große Schweinerei, kann ich nur sagen. Deshalb wird im Restaurant auch vorsichtshalber an jeden Gast eine schöne Kittelschürze verteilt. Aber man muss das ganze Geschehnis auch mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und sich genau merken welche Zutaten gerade gekocht werden, andernfalls sind diese sonst verschwunden, z.B. Kartoffeln oder Nudeln. Apropos Nudel… 

In diesem speziellen Hotpot Restaurant gibt noch eine ganz eigene Attraktion. Die tanzende Nudel!!! (Übrigens sehr lecker.) Hierzu kommt ein eigens dafür abgestellter Angestellter, der den selbst gemachten Nudelteig in die Länge zieht und mit tanzenden Bewegungen diese immer länger werden lässt. Dabei ist er sogar so geschickt, dass er diese jemanden am Tisch ins Gesicht schleudern kann, ohne dass derjenige getroffen wird. Danach kommt die spezielle Nudel dann in den Hotpot. Echt klasse!

Hotpot mit zwei SudartenLangziehen des NudelteigsDie tanzende Nudel

Wer als Ausländer in Beijing etwas auf sich hält, der geht in die Hutongs. Wenigstens zum Bummeln in die Nanluoguxiang, oder man weicht in die Nebenstrassen am Houhai aus, wenn dort zu viele Menschen rumlaufen. Wer will, der kauft sich in einem der Läden ein T-Shirt mit den chinesischen Schriftzeichen “Hutong bewahren”. Doch wer will eigentlich die Hutongs bewahren – und warum überhaupt? 

 Die Hutongs haben unter Ausländern einen guten Ruf. Sie stellen das alte Beijing dar – vermitteln ein besonderes Flair. Ich frage mich manchmal, wie sich die Anwohner dort fühlen. Denn nüchtern betrachtet ist das Leben in den Hutongs weder romantisch noch abenteuerlich, sondern einfach beschwerlich. Im Sommer heiß, im Winter kalt sowie keine richtigen Abwasserleitungen, so dass man sich die Toilette mit Nachbarn oder Touristen teilt. Besonders unangenehm finde ich, dass es keine Trennung zwischen den Bodenlöchern gibt – wer also seinen Bedürfnissen nachgeht, hat dabei noch oft Gesellschaft. Einen noch recht sauberen Eindruck macht dabei das Bild im Anhang.

Natürlich gibt es auch die renovierten Hutongs. Da gibt es Heizungen, Klimaanlage, Duschen, Warmwasser, Toiletten, Internet…alles, was der Mensch von heute so braucht. Da wohnen dann nicht mehr mehrere Familien, sondern nur noch eine. Meist auch eine, welche das 20 fache Monatsgehalt eines Wanderarbeiters hat. Diese Wohnung kann sich dann kein normaler Chinese mehr leisten. Selbst wenn diese Hutongs bestehen bleiben – das von vielen erfahrene Flair wird es dort nicht mehr geben.

Und so bin ich zwiegespalten, was ich von den Hutongs halten soll. Ohne sie wäre Beijing nicht das, wie wir es kennen. Aber sie so lassen? Oder, wie ich neulich mal gehört habe, “todsanieren”? Vielleicht gibt es ja auch noch einen Mittelweg – Sanierung der Hutongs, Vermietung einiger zu hohen Preisen, dadurch Mitfinanzierung der anderen, um das Flair zu erhalten. Aber das könnte nur durch die Stadt geschehen – und die ist meines Erachtens eher nach dem neuen Buch von Dieter Bohlen unterwegs “planieren statt sanieren”.

Leo.

öffentliche Toilette

Heute Nachmittag hatten wir mal wieder viel Freude an der chinesischen Mentalität.  

Mit unserem Besuch (ja wir haben mal wieder Gäste aus Deutschland bei uns) gerade am Houhai See angekommen staunten wir nicht schlecht. Auf einer kleinen Brücke hatte sich ein kleiner Massenauflauf gebildet, der wie gebannt auf das Wasser starrte. Was war da los? 

Nachdem wir uns, natürlich nach alt chinesischer Tradition, vorgekämpft hatten, sahen wir das ganze Ausmaß. Unter der kleinen Rundbogenbrücke hatte sich ein kleiner Stau gebildet, indem einige Boote so miteinander verkeilt waren, dass es einfach kein vor und zurück mehr gab. Mit anderen Worten es gab kein Durchkommen mehr. Weder von der einen Seite noch von der anderen. Es war unglaublich. 

Wenn man jetzt denken würde, dass die hinteren Boote vielleicht mal zurückfahren würden, um den vorderen Booten etwas Platz zu verschaffen, dann hatte man sich aber geschnitten. Ganz im Gegenteil die Chinesen versuchten unterdessen eher nach vorne, statt nach hinten zu fahren. Getreu nach dem Motto: Ich bin jetzt hier und will da durch, komme was wolle. Keine Ahnung wie, aber irgendwie haben sie es dann alle hinbekommen, sich wieder zu entwirren.

Das war nicht der erste und auch nicht der letzte Stau an dieser Stelle, wie wir dann selber feststellen mussten, da wir ca. 40 min. später selber den Versuch unternommen haben mit anderen Chinesen zusammen unter der kleinen Brücke durchzufahren. Ich will mal so sagen, wir steckten dann ebenfalls ziemlich mitten drin. Nichts desto trotz, es war super schön. 

P.S. Für alle die es nicht wissen. Der Houhai See liegt ganz in der Nähe vom Drum and Bell Tower und wird von vielen kleinen süßen Hutongs umgeben. Hier gibt es viele Bars, Cafes und kleine Geschäfte. Ist wirklich ganz hübsch anzusehen.   

Bootsfahrt (1),   Bootsfahrt (2)

…heißt es bei mir immer Sonntags. Da geht es zum Fußballspiel mit meinen chinesischen Freunden. Meist verstehe ich nicht viel, aber als Passgeber bin ich dort immer ein gefragter Mann. Im Vergleich zu Deutschland musste ich mich aber extrem umstellen. Der kleine Platz, auf dem man in Deutschland eher 5 gegen 5 spielen würde, wird hier 8 gegen 8 bevölkert. Außerdem ist Zielstrebigkeit hier nicht das Maß aller Dinge. Schüsse aus guten Positionen, schnelles Passspiel, umschalten von Abwehr auf Angriff…nee, hier wird lieber langsam gepasst, gedribbelt, zurückgespielt, noch mal gedribbelt, bis so viele Beine da sind, dass keiner mehr durchkommt. Aber das ist nicht so schlimm, Tore sind wohl nur zweitrangig. Aber schöne Passkombinationen sowie spektakuläre Missgeschicke wie Ball ins Gesicht schießen, stolpern, Ball über den Zaun hauen und Handspiel führen fast zu mehr Heiterkeit. Hand wird übrigens schon gepfiffen, wenn die Hand einfach nur den Ball berührt. D.h., wenn man Hand schützend vor das Gesicht oder den Schritt legt, und der Ball knallt da rein…dann ist das Handspiel.

Obwohl oft Torchancen im Sekundentakt vorhanden sind, versemmeln die Jungs einen nach dem anderen. Es ist teilweise unglaublich, manchmal glaube ich schon, die schießen aus Vorsatz vorbei. So blind kann man manchmal nicht sein.

Gekleidet ist man übrigens in europäischen Trikots. AC Mailand, Chelsea London sowie italienische, englische und deutsche Nationaltrikots geben den Ton an.
Ansonsten verausgaben sich die Jungs total. Auch wenn es sehr locker zugeht, es wird auch mal übel gegrätscht oder mit gestrecktem Bein in den Mann gegangen. Foul gepfiffen wird eigentlich nie.

In den Halbzeitpausen kommt es oft vor, dass die Jungs sich erst mal ne Fluppe anzünden – auch wenn sie schon aus dem letzten Loch pfeifen, und die Sonne mit 35 Grad brennt. Oft lümmelt der Torhüter auch noch mit Zigarette im Mund rum, obwohl das Spiel schon angepfiffen ist.

Anders als in Deutschland ist Bier aber tabu – weder in der Halbzeitpause, noch am Ende. Dann lieber noch eine rauchen.

Leo.

In Deutschland ist ja bereits das chinesische Bier Tsingtao bekannt. Der Legende nach wird es ja nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Es kommt aus Qingdao, der ehemaligen deutschen Kolonie. Könnte also wahr sein. Ich selber trinke hier aber lieber das „Yanjing“ Bier. Das ist meist günstiger, schmeckt frischer und zeugt meines Erachtens von extremer Fachkenntnis (;-)), denn alle anderen Ausländer bestellen immer nur Tsingtao. Da es recht billig ist, nenne ich es nur das Oettinger Chinas. Übrigens, zwar hat Oettinger ja wegen seiner Billigpreise und der Kopfschmerzen am nächsten Tag in Deutschland keinen guten Ruf – in Guilin wurde es aber im Supermarkt als deutsche Premiummarke verkauft.

Das Bier, welches ich in Guilin zu mir genommen hatte, war nicht so lecker. Angeblich soll es auch aus lokaler Produktion stammen, erinnerte mich aber eher an ein Leichtbier von Budweiser…uguh.

Auch in Sanya gab es ein lokales Bier. Es nannte sich Tiger, und meines Erachtens ist Tiger ja ein Bier aus Indien. Allerdings betonte der Kellner, dass es lokal sei. War übrigens auch gut, allerdings wurde es aus dem Fass eingeschenkt, so dass ich der Herkunft nicht weiter nachforschen konnte.

Leo.

Als ich neulich, eigentlich eher zum Spaß, mal auf einen der 10 bis 12 CCTV Sender geschaltet habe, staunte ich nicht schlecht: Dirk Bach, die kugelrunde Frohnatur, sowie der aus der Schuh des Manitou bekannte „Ranger“ Christian Tramnitz waren dort zu sehen. Es schien sich um einen Film aus deutscher Produktion zu handeln. Ich habe zwar nicht viel verstanden, aber es war reiner Klamauk – wundert mich, dass diese Filme auch in China ein Publikum haben. Ich habe übrigens später mal nachgelesen. Der Film heißt auf Deutsch „Zwei zum Fressen gern“ und ist aus dem Jahr 2006. Falls ihr ihn auch nicht kennt – macht nix. Ich glaube, da verpasst man nichts.

Allerdings scheinen auch noch andere Nachrichten ihren Weg nach China zu finden. Neulich, in einem Restaurant, wurden wir auf unseren Präsidenten angesprochen. Nach einigem hin und her wurde uns klar, dass nicht Frau Merkel, sondern Hitler gemeint war. Wir wurden gefragt, ob viele Deutsche den noch immer gut finden. Entsetzt entgegneten wir mit „nein“. Man wollte von uns wissen, wie viele Deutsche ihn schlecht finden. Wir sagten 100%, korrigierten dann auf 99%, und fügten hinzu „ta shi bu hao ren“ (Er ist/war ein schlechter Mensch). Der Chinese gegenüber lachte und meinte, er hätte aber im Fernsehen von vielen Menschen mit kurzen Haaren gehört, die ihn gut finden.

Das letzte, was ich übrigens gesehen habe, war ein Nachruf auf Thomas Dörflein – der Ziehvater vom Eisbär Knut ist auch in China bekannt. Allerdings eher der Bär, aber der Tod des Pflegers war auch hier eine Nachricht wert.

Leo.

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